„Velberter Platt“ – Versionsunterschied
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'''Velberter Platt''' (
Eng [[Sprachverwandtschaft|verwandt]] mit diesem Dialekt sind ''[[Heljenser Platt]]'' „Heiligenhauser Platt“ und die Dialekte in und um [[Wülfrath]]. Velberter Platt gehört zur südlichen Gruppe des [[Niederfränkisch]]en ''([[Südniederfränkisch]])''
angesiedelt ist.<ref>[https://rheinische-landeskunde.lvr.de/de/sprache/sprache_themen/dialekte_beitrag.html LVR: ''Dialekte im Rheinland''], Dialektkarte, abgerufen am 5. Juni 2022.</ref>
Seiner Pflege und seinem Erhalt hat sich der [[Sprachverein]] ''[[Offers-Kompeneï Velbert]]'' zur Aufgabe gemacht.
==
* [[Niederfränkisch]] / Rheinisch
*** [[Bergische Dialekte|Bergisch]]
▲*** [[Südniederfränkisch]]
== Sprecherzahlen und Verhältnis zu sprachverwandten Sprachen ==
=== Sprecherzahlen ===
Bis nach dem [[II. Weltkrieg]] (1939–1945) war Velberter Platt Hauptumgangssprache der Stadt. Nach 1945 setzte der [[Dialektsterben|dialektale Niedergang]] der Ortssprache ein, die auch in [[Velbert-Tönisheide|Tönisheide]] bei Neviges, [[Velbert-Neviges|Neviges]] und im benachbarten [[Velbert-Langenberg|Langenberg]] zu beobachten waren. Seit 1970 an wich der Dialekt einem ''[[Regiolekt]]'', der eine u. a. [[Niederdeutsche Sprache|niederdeutsch]] beeinflusste Spielart des [[Standarddeutsch]]en darstellt und als ''Niederrheinisch'' bezeichnet wird. Heute wird der Dialekt nur noch von wenigen Hundert, zumeist älteren Menschen gesprochen.
Der Dialekt wird heute nur noch in Resten im ''[[Kreis Mettmann]]'' gesprochen sowie geschrieben und es steht dort in einem engen [[Dialektkontinuum]] mit den dort gesprochenen Ortsmundarten.▼
=== Verhältnis zu sprachverwandten Sprachen ===
Der [[Germanistik|Germanist]] ''[[Theodor Frings|Frings]]'' (1886–1968) teilte das Velberter Platt den
Der erste Versuch, Velberter Platt ausführlich zu beschreiben, ist eng mit dem Namen ''[[Hermann Bredtmann|Dr. Bredtmann]]'' verbunden. ''Bredtmann'', aus der Nähe Velberts stammend,<ref>
Wie bereits eingangs erwähnt, sind diesem Dialekt das ''[[Nevigeser Platt|Nevigeser]]'' und das ''[[Heiligenhauser Platt]]'', aber auch das ''[[Wülfrather Platt|Wülfrather]]'' und ''[[Langenberger Platt]]'' eng verwandt, obgleich Letzteres nach Ansicht des LVR zum [[Ostbergisch]]en und nach Ansicht ''[[Georg Wenker]]s'' (1877) zum [[Westfälische Dialekte|Westfälischen]] gehört.
Vor allem besteht, wie bereits in der Einleitung erwähnt, eine enge Dialektverwandtschaft zwischen den Orten ''[[Heiligenhaus]]'', ''[[Kettwig vor der Brücke]]'', ''[[Mettmann]]'' und ''[[Wülfrath]]'', die zusammen mit ''[[Velbert]]'' das sogenannte ''[[Hongt-Gebiet]]'' bilden, benannt nach der Aussprache des Wortes ''Hund''<ref>Hermann Bredtmann: ''Die Velberter Mundart'', Anhang „Sprachkarte“.</ref>.▼
== Sprachgebiete und Fläche ==
▲Der Dialekt wird heute nur noch in Resten im ''[[Kreis Mettmann]]'' gesprochen sowie geschrieben und es steht dort in einem engen [[Dialektkontinuum]] mit den dort gesprochenen Ortsmundarten.
▲Vor allem besteht, wie bereits in der Einleitung erwähnt, eine enge Dialektverwandtschaft zwischen den Orten ''[[Heiligenhaus]]'', ''[[Kettwig vor der Brücke]]'', ''[[Mettmann]]'' und ''[[Wülfrath]]'', die zusammen mit ''[[Velbert]]'' das sogenannte ''[[Hongt-Gebiet]]'' bilden, benannt nach der Aussprache des Wortes ''Hund''<ref>Hermann Bredtmann: ''Die Velberter Mundart'', Anhang „Sprachkarte“.</ref>.
Velberter Platt wird in all seinen [[Sprachvariante|Spielarten]] heute im ''Großraum Velbert'' gesprochen und weist eine theoretische Flächenausdehnung von knapp 75 km² auf.
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Im [[Mittelalter]] gehörte Velberter Platt zum [[Mittelniederländische Sprache|mittelniederländischen Sprachraum]] und wies aufgrund seiner Mittellage zwischen ''[[Ripuarische Dialekte|Ripuarisch]]'', ''[[Westfälische Dialekte|Westfälisch]]'' und ''[[Kleverländisch]]'' an seinen Grenzen zahlreiche Übergangscharaktere auf. Überwiegend war es jedoch als ''Bergisch'' zu klassifizieren, gehörte es zum nördlichen Teil des ''[[Bergisches Land|Bergischen Landes]]''.
Im 16. Jahrhundert wurde es den Handelsrouten des ''[[Erzbistum Köln|Erzbistums Kölns]]'' angebunden und die Velberter Stadtschreiber begannen, die ''Kölnische Kanzleisprache'' einzuführen, die dem [[Kaiserliche Kanzleisprache|kaiserlichen Reichsdeutsch]] folgte. Dadurch gelangten mittelfränkisch-ripuarische als auch im engsten Sinne [[hochdeutsch]]e [[Spracheinfluss|Spracheinflüsse]] ins Velberter Platt. Zum anderen blieben auch [[Niederländische Sprache|niederländische]] und [[westfälisch]]e Spracheinflüsse in der Ortssprache, unter anderem da bis ins ausgehende 19. Jahrhundert [[Niederländer|niederländische]] und [[Westfalen (Volk)|westfälische]] Händler in Velbert regelmäßig Station machten.
Als im frühen 19. Jahrhundert die gesamte Niederrheinregion an das napoleonische Frankreich fiel, führte das einheimische [[Bürgertum]] ''[[Französische Sprache|Französisch]]'' als [[Standessprache]] ein. Auch die Velberter Stadtverwaltung war gezwungen, ihre Erlasse nun mehr in diesen beiden Sprachen zu veröffentlichen. Nach und nach drangen so französische und hochdeutsche [[Lehnwort|Lehnwörter]] ins Velberter Platt ein.
== Einfluss auf umliegende Dialekte ==
Aufgrund ihrer geografischen Lage bedingt, standen vor allem das [[Nevigeser Platt|Nevigeser]], [[Tönisheider Platt|Tönisheider]] und [[Heiligenhauser Platt]] unter großem Einfluss der Velberter Stadtmundart, zumal diese zur damaligen ''[[Bürgermeisterei Velbert]]'' gehörten.
== Alphabet, Aussprache, Grammatik und Orthografie ==
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Ab dem 9. Jahrhundert an drangen unter [[Karl der Große|Karl dem Großen]] die ersten [[Franken (Volk)|Franken]] aus dem [[Maas]]-[[Schelde]]-[[Gebiet]] bis auf Höhe der [[Ruhr]] vor, wo sie als [[Wehrbauern]] angesiedelt wurden. Das hatte zur Folge, dass ''[[Kettwig vor der Brücke]]'' und [[Werden]] (heute Stadt [[Essen]]) dialektal zum ''[[Bergische Dialekte|Bergisch]]en'' gehören, dem
[[Westfälische Dialekte|
Im [[Hohes Mittelalter|hohen Mittelalter]] gehörte die [[Region]] des [[Niederrhein (Region)|Niederrheins]] zum Geltungsbereich des ''[[Mittelniederländisch]]en'', das in den [[Grenzregion]]en allerdings in einem ''[[Schreibsprachenkontinuum]]'' mit dem [[Nachbarsprache|benachbarten]] [[Mittelniederdeutsch]]en stand.
So wiesen die [[Urkundensprache]]n Velberts durchweg ''[[Niederländische Sprache|niederländische Züge]]'' auf, was ''
Aufgrund seiner isolierten Lage hat sich im Velberter Platt vieles bewahrt, was in den angrenzenden [[Dialekt]]en verschwunden ist.
Dieses änderte sich jedoch zur Zeit der ''[[Kölner Expansion]]'', als das [[Fürstbistum Köln]] begann, [[Velbert]] in seine Handelsroute nach [[Westfalen]] einzubinden.
Durch die Einführung der [[neuhochdeutsch]]en ''Kölnischen Kanzleisprache'' (ab 1455) veränderte sich Velberter Platt allmählich, als es im Zuge der [[Verkehrsgemeinschaft]] mit dem [[Oberbergisches Land|oberbergischen]] Raum, in dem ''[[westmitteldeutsch]]es [[Ripuarische Dialekte|Ripuarisch]]'' gesprochen wurde, viele [[Spracheigenschaft]]en des [[
So verwenden Velbert und die angrenzenden Stadtteile [[Tönisheide]] und [[Neviges]] die Formen ''ech'', ''mech'', ''dech'', ''sech'' und ''ouch'', indes das seit dem 16. Jahrhundert durch die ''[[Uerdinger Linie]]'' vom
=== 19. Jahrhundert–heute ===▼
1804 fiel der gesamte [[Niederrhein (Region)|Niederrhein]], und damit auch Velbert, unter die Franzosenherrschaft. Die französische [[Besatzungsmacht]] begann, neben ''[[Französische Sprache|Französisch]]'', das ''[[Neuhochdeutsch]]e'' als alleinige [[Amtssprache]] durchzusetzen, was mit der Abschaffung der Kölner Kanzleisprache einherging.
Die französische Besetzung brachte es mit sich, dass nun einige Wörter und Redewendungen aus dem Französischen in den Dialekt übernommen wurden. So wurden auch die Begriffe ''Afkaat'' ([[Advokat]]), ''akediren'' (akkordieren, verhandeln) oder ''akraat'' (akkurat, ordnungsliebend) Bestandteil des Velberter Platts.
1815 fiel der Niederrhein an [[Preußen]]
War Preußen bis dahin am Niederrhein äußerst [[Sprachentoleranz|sprachtolerant]] gewesen, änderte sich dieses nun: Bereits 1827 wurde im damaligen [[Regierungsbezirk Münster]] der Gebrauch des ''[[Neuniederländische Sprache|Niederländischen]]'' [[Sprachverbot|verboten]] und nach und nach auch auf den linken Niederrhein ausgedehnt, wo es [[Mehrheitssprache]] war. Bis 1860 hatte sich im Rheinland so weit das [[Deutsche Sprache|Deutsche]] ausgebreitet, dass es dort inzwischen als Mehrheitssprache galt.
▲=== 19. Jahrhundert–heute ===
Für Velbert änderte sich so weit schriftsprachlich nichts, da es schon lange eine Variante der ''Hardenberger Kanzleisprache'' verwendete, die als hochdeutsche Sprachform galt. Allerdings galt der Dialekt als solcher nun allgemein als „schlechtes Deutsch“ und die Kinder wurden mit Einführung der [[Schulpflicht]] gezwungen, die hochdeutsche Schriftsprache auch im Alltag zu gebrauchen. Das hatte ab 1880 zur Folge, dass Velberter Platt, bis dahin [[Grammatik|grammatikalisch]] den [[niederfränkisch]]en Sprachgewohnheiten folgend, sich nun immer mehr an der offiziellen [[Dachsprache]] orientierte und vom Volldialekt zur ''[[Halbmundart]]'' geriet.
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Velberter Platt weist aufgrund seiner [[Ausgleichsdialekt|Grenzlage]] zwischen den Dialekträumen unter anderem ''[[westmitteldeutsch]]e'' ([[Ripuarische Dialekte|ripuarische]]) wie auch ''[[Niederdeutsche Sprache|niederdeutsch]]e'' ([[Westfälische Dialekte|westfälische]]) [[Spracheigenschaft]]en auf, die es weder der einen noch der anderen [[Sprachgruppe]] zuordnen lassen.
Das ''Velberter Sprachgebiet'' wird zudem noch von drei ''[[Sprachlinie]]n'' geprägt, von denen zwei es definitiv einer Sprachgruppe eingruppieren können: Die ''[[Benrather Linie]]'' stellt
Die erst im 15./16. Jahrhundert ausgebildete ''[[Uerdinger Linie]]'' weist Velberter Platt aufgrund des Vorkommens /-ch/ im Auslaut der [[Personalpronomina]] ''ech'', ''mech'', ''dech'' usw. dem mittelfränkischen Bereich zu, da nördlich und östlich der Stadt die Form ''ek'' vorherrscht. Und wie nachfolgenden, von ''[[Hermann Bredtmann|Bredtmann]]'' in seinem Buch ''[[Die Velberter Mundart]]'' (Kapitel B. „Die drei Sprachlinien“, S. 23) entnommenen, Sprachbeispiele zeigen ferner auf, dass Velberter Platt einen [[Einheitsplural]] hat, was durch seine Lage westlich der ''[[Westfälische Linie|Westfälischen Linie]]'' bedingt ist:
{| class="wikitable"
|- class="hintergrundfarbe5"
! Hochdeutsch !! Bergisch (Velbert) !! Westfälisch
|-
| wir koch'''en''' || wir kok'''en''' || wi kuok'''et'''
|-
| ihr koch'''t''' || jöt kok'''en''' || jit kuok'''et'''
|-
| sie koch'''en''' || si kok'''en''' || se kuok'''et'''
|-
|}
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=== Neuere Erkenntnisse ===
Indes Germanisten und Sprachforscher die sprachlichen Besonderheiten des Velberter Platt noch als Folge der ''[[Zweite Lautverschiebung|Zweiten Lautverschiebung]]'' ansahen, aufgrund dessen es wegen seiner geografischen Lage nördlich der [[Benrather Linie]] zum
Germanisten der [[Jüngere Geschichte|jüngeren Geschichte]], wie beispielsweise ''[[Jan Goossens|Goossens]]'', negieren inzwischen die These, dass das Vorkommen von /ch/ im Auslaut eine unmittelbare Folge der Lautverschiebung sei. Vielmehr vertritt ''Goossens'' die Theorie, dass sich der kölnische Einfluss nördlich der Benrather Linie, sprich im nordöstlichen Rheinland und den südöstlichen Niederlanden, nur sehr unterschiedlich durchgesetzt habe.
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== Weblinks ==
* [http://www.velberter-platt.de/live/Dialekt-Mundart-Muttersprache/geschichte.aspx Kurzer Abriss des Velberter Platts]
== Einzelnachweise ==
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