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[[Datei: Bonifacius VIII - Fresco in Lateran.jpg|miniatur|Fresko im [[Lateran]] von [[Giotto di Bondone]] (Ausschnitt): Papst Bonifatius VIII. ruft 1300 das erste Heilige Jahr aus.]]
'''Bonifatius VIII.''' (* um [[1235]] in [[Anagni]]; † [[11. Oktober]] [[1303]] in [[Rom]]; geboren als '''Benedetto Caetani'''), auch '''Bonifaz VIII.''' genannt, war [[Papst]] von 1294 bis 1303. Bonifatius führte das [[Jubeljahr]] ein.
 
== Frühe Jahre ==
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== Wissenschaften ==
Bonifatius war ein versierter [[Jurist]] – wie seine Zusammenstellung des ''[[Liber Sextus]]'' desim [[CodexCorpus Iuris Canonici]] (1298) zeigt. Er gründete in Rom die [[Universität La Sapienza]]. Wissenschaft ohne Grenzen schätzte er allerdings nicht: So verbot er beispielsweise 1299 das [[Mos teutonicus|Zerstückeln oder Kochen von Leichen]], wodurch die wissenschaftliche [[Obduktion|Sektion]] und die Erforschung der [[Anatomie]] in Verruf gerieten.
 
== Heiliges Jahr ==
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Durch die Besteuerung des französischen Klerus kam es zum Zusammenstoß zwischen dem Papst und König [[Philipp IV. (Frankreich)|Philipp IV. von Frankreich]]. In der Bulle ''[[Clericis laicos]]'', die mit der Behauptung begann, „Laien seien die Feinde des Klerus“, stellte der Papst am 25. Februar 1296 umstrittene Behauptungen und Forderungen auf. Doch musste er diese bereits am 22. Juli 1297 in der Bulle ''Etsi de statu'' zurücknehmen, als er in Konflikt mit den Colonna-Kardinälen [[Giacomo Colonna (Kardinal)|Giacomo]] und [[Pietro Colonna|Pietro]] geraten war.
 
Diese hatten ein Manifest verfasst, das die Abdankung von Papst Coelestin für illegal erklärte. In zwei weiteren Manifesten verurteilten sie die Amtsführung des Papstes. Darauf begann der Papst, einen blutigen Krieg gegen die Colonna zu führen. Er beschlagnahmte deren Besitz für seine [[Nepotismus am Heiligen Stuhl|Nepoten]] und setzte die Colonna-Kardinäle ab. Auch ließ er die colonnischen Städte [[Colonna (Latium)|Colonna]], [[ZagarolaZagarolo]] und vor allem [[Palestrina (Latium)|Palestrina]], den Stammsitz der Colonna, zerstören. Die verfolgten Kardinäle flohen daraufhin zum französischen König. Es kam zu einer erneuten Auseinandersetzung zwischen dem König und dem Papst, die unter anderem zur Festnahme des päpstlichen Legaten in Frankreich 1301 führte und am 18. November 1302 in der bekanntesten Bulle ''[[Unam Sanctam]]'' gipfelte.
 
Die Bulle ist unmittelbar gegen den französischen König gerichtet und betonte den unbedingten Vorrang der geistlichen vor der weltlichen Macht, denn es gebe nach {{B|Lk|22|38}} zwei Schwerter, von denen das geistliche ''von der Kirche'', das weltliche ''für die Kirche'' gebraucht werde. Mit der [[Zwei-Schwerter-Theorie]] begründete das Papsttum seinen Anspruch auf unbegrenzte Gewalt über alle Kronen und Völker in der Welt.
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Auf Betreiben der mit Bonifatius in Fehde stehenden Familie [[Colonna (Adelsgeschlecht)|Colonna]] erhob im Juni 1303 in Paris eine Versammlung von Prälaten und Baronen gegen den Papst schwerste Anschuldigungen – dies mit dem Zweck, ein Allgemeines Konzil zur Absetzung des Papstes herbeizuführen. Als der König von Frankreich, Philipp der Schöne, sich dies zu eigen machte, berief Bonifatius für den 8.&nbsp;September 1303 ein päpstliches [[Konsistorium]] ein. Auf diesem sollte feierlich die Exkommunikation von Philipp IV. verkündet werden.<ref name="eder_110">[[Manfred Eder]]: ''Kirchengeschichte. 2000 Jahre im Überblick.'' Patmos, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-491-70411-4, S. 110 f.</ref>
 
Einen Tag zuvor, am 7.&nbsp;September 1303, kam es jedoch zum [[Attentat von Anagni]], südlich von Rom. Dort hielt sich Bonifatius, wie im Sommer üblich, in seiner Sommerresidenz auf. Philipp IV. gilt als Auftraggeber des Attentats. Der König ließ durch [[Sciarra Colonna]], dessen Familie vom Papst verfolgt wurde, und [[Wilhelm von Nogaret]], dessen Eltern der [[Inquisition]] zum Opfer gefallen waren, mehrere Kardinalspaläste unter päpstlichem Banner mit dem Ruf „Es lebe der König von Frankreich und Colonna“ stürmen. Unter persönlichen Misshandlungen verlangte man vom Papst seinen Rücktritt, die Erstattung des enteigneten Colonna-Besitzes und die Auslieferung des Kirchschatzes an einige ältere Kardinäle. Der Papst wollte allerdings nicht [[Abdikation|abdanken]]. Nach zwei Tagen, am 9.&nbsp;September, gelang ihm mit Hilfe der Bürger von Anagni in blutigen Gefechten die Vertreibung der Eindringlinge. Er segnete seine Befreier und ging zurück nach Rom, wo er am 25.&nbsp;September eintraf, aber nur noch einen Monat lebte. Er starb am 11.&nbsp;Oktober 1303 und wurde in seiner pompösen Kapelle in [[Petersdom#Konstantinische Basilika (Alt-St. Peter)|Alt-St. Peter]] beigesetzt.
 
[[Datei:Bonifatius Grabmal Grotte.JPG|mini|Das Grabmal von Bonifatius VIII. von [[Arnolfo di Cambio]] gestaltet. Es befindet sich heute in den vatikanischen Grotten]]
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== Literatur ==
* [[Ernesto Sestan]]: ''Bonifacio VIII.'' In: ''Enciclopedia Dantesca, a cura di Umberto Bosco.'' A-CIL, Rom 1970, S. 675–679.
* [[Tilmann Schmidt]]: ''Bonifatius VIII.'' In: ''Lexikon des Mittelalters.'' Bd. 2, München/Zürich 1983, Sp. 414–416.
* {{EnciclopediaDeiPapi|Verfasser=[[Eugenio Dupré Theseider]]|ID=bonifacio-viii_(Enciclopedia-dei-Papi)/|Lemma=Bonifacio VIII|Band=2|SeiteVon=|SeiteBis=|Kommentar=|kurz=}}
* Agostino Paravicini Bagliani: ''Boniface VIII. Un pape hérétique?'' Paris 2003.
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* [[Heinrich Finke]]: ''Aus den Tagen Bonifaz VIII. Funde und Forschungen.'' Münster i.W. 1902. (= Vorreformationsgeschichtliche Forschungen; 2).
* [[Michael Matheus]] / [[Lutz Klinkhammer]] (Hrsg.): ''Eigenbild im Konflikt. Krisensituationen des Papsttums zwischen Gregor VII. und Benedikt XV.'' WBG, Darmstadt 2009, ISBN 978-3-534-20936-1.
* [[Tilmann Schmidt]]: ''Der Bonifaz-Prozess. Verfahren der Papstanklage in der Zeit Bonifaz VIII. und Clemens V.'' Köln 1990.
* Karl Wenck: ''War Bonifaz VIII. ein Ketzer?'' In: ''Historische Zeitschrift'' 94 (1905), S. 1–66.
* Adro Xavier: ''Bonifacio VIII.'' Barcelona 1971.