„Bonifatius VIII.“ – Versionsunterschied
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[[Datei: Bonifacius VIII - Fresco in Lateran.jpg|miniatur|Fresko im [[Lateran]] von [[Giotto di Bondone]] (Ausschnitt): Papst Bonifatius VIII. ruft 1300 das erste Heilige Jahr aus.]]
'''Bonifatius VIII.''' (* um [[1235]] in [[Anagni]]; † [[11. Oktober]] [[1303]] in [[Rom]]; geboren als
== Frühe Jahre ==
[[Datei:Bonifatius VIII Grabstatue.JPG|miniatur|Bonifatius, Grabstatue von [[Arnolfo di Cambio]], heute im Museo dell’Opera del Duomo in Florenz. Sie dürfte die erste Statue eines Papstes mit [[porträt]]haften Zügen sein. Zwar alterslos, zeigt die Figur den Papst um die 30 – in Jesu Alter beim Kreuzestod.]]
Benedetto [[Caetani (Adelsgeschlecht)|Caetani]] wurde um 1235 in Anagni (Latium) geboren, 60 km südöstlich von Rom. Er war mütterlicherseits der Neffe [[Alexander IV. (Papst)|Alexanders IV.]],
1281 wurde er [[Kardinaldiakon]] mit der Titelkirche ''[[San Nicola in Carcere|San Nicola]]'', 1291 von Papst [[Nikolaus IV. (Papst)|Nikolaus IV.]] zum [[Kardinalpriester]] der Titelkirche ''[[Santi Silvestro e Martino ai Monti]]'' befördert und schließlich 1294 maßgeblicher Berater des nach langem Konklave gewählten Mönch-Papstes [[Coelestin V.]]
== Papstwahl ==
Der schon greise Coelestin stand zwar im Ruf der Heiligkeit, sah sich aber im Spannungsfeld einflussreicher Adelsfamilien bald überfordert und geriet unter Druck von [[Karl II. (Neapel)|Karl II. von Neapel]], dem Sohn [[Karl I. (Neapel)|Karls von Anjou]]. Der Kardinal riet ihm daher zur baldigen [[Abdikation|Abdankung]], die Coelestin durch eine eigens erlassene Konstitution noch regelte. Caetani galt als sein logischer Nachfolger, und das Konklave wählte ihn nach kurzer Beratung am 24. Dezember 1294 ins Amt. Er verlegte den Papstsitz von Neapel zurück nach Rom und wurde am 23. Januar 1295 in der [[Petersdom|Petersbasilika]] gekrönt. Bis zum Tod seines Vorgängers im Jahr 1296 ließ er Coelestin jedoch aus Angst vor einem [[Schisma]] in [[Festungshaft|Ehrenhaft]] halten. Seine Gegner, darunter die [[Franziskanische Orden|Franziskaner]] und die Kardinäle aus dem [[Ghibellinen|ghibellinischen]] Hause [[Colonna (Adelsgeschlecht)|Colonna]], erkannten die Amtsniederlegung Coelestins und die Legitimität der Wahl nicht an.
Bonifatius war wegen seines Hochmuts berüchtigt. In die [[Tiara]] führte er den zweiten Kronreif ein. Einen ebenso hochmütigen wie skrupellosen Gegner fand er im französischen König [[Philipp IV. (Frankreich)|Philipp dem Schönen]].
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== Wissenschaften ==
Bonifatius war ein versierter [[Jurist]] – wie seine Zusammenstellung des ''[[Liber Sextus]]''
== Heiliges Jahr ==
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Durch die Besteuerung des französischen Klerus kam es zum Zusammenstoß zwischen dem Papst und König [[Philipp IV. (Frankreich)|Philipp IV. von Frankreich]]. In der Bulle ''[[Clericis laicos]]'', die mit der Behauptung begann, „Laien seien die Feinde des Klerus“, stellte der Papst am 25. Februar 1296 umstrittene Behauptungen und Forderungen auf. Doch musste er diese bereits am 22. Juli 1297 in der Bulle ''Etsi de statu'' zurücknehmen, als er in Konflikt mit den Colonna-Kardinälen [[Giacomo Colonna (Kardinal)|Giacomo]] und [[Pietro Colonna|Pietro]] geraten war.
Diese hatten ein Manifest verfasst, das die Abdankung von Papst Coelestin für illegal erklärte. In zwei weiteren Manifesten verurteilten sie die Amtsführung des Papstes. Darauf begann der Papst, einen blutigen Krieg gegen die Colonna zu führen. Er beschlagnahmte deren Besitz für seine [[Nepotismus am Heiligen Stuhl|Nepoten]] und setzte die Colonna-Kardinäle ab. Auch ließ er die colonnischen Städte [[Colonna (Latium)|Colonna]], [[
Die Bulle ist unmittelbar gegen den französischen König gerichtet und betonte den unbedingten Vorrang der geistlichen vor der weltlichen Macht, denn es gebe
Politisch verstanden konnten die Ansprüche des Papsttums nie durchgesetzt werden. Der Konflikt um das Verhältnis von geistlicher und weltlicher Macht fand im Anspruch dieser Bulle einen neuen Höhepunkt, durchzog aber schon seit Papst [[Gregor VII.]] die gesamte abendländische Geschichte.
[[Datei:Bonifatius Grabmal Grotte.JPG|mini|Das Grabmal von Bonifatius von [[Arnolfo di Cambio]] gestaltet. Es befindet sich heute in den vatikanischen Grotten]]▼
== Attentat von Anagni ==
[[Datei:BonifaciusVIII-Sciarra-Nogaret.jpg|mini|Darstellung des Attentats von Anagni]]
Auf Betreiben der mit Bonifatius in Fehde stehenden Familie [[Colonna (Adelsgeschlecht)|Colonna]] erhob im Juni 1303 in Paris eine Versammlung von Prälaten und Baronen gegen den Papst schwerste Anschuldigungen – dies mit dem Zweck, ein Allgemeines Konzil zur Absetzung des Papstes herbeizuführen. Als der König von Frankreich, Philipp der Schöne, sich dies zu eigen machte, berief Bonifatius für den 8. September 1303 ein päpstliches [[Konsistorium]] ein. Auf diesem sollte feierlich die Exkommunikation von Philipp IV. verkündet werden.<ref name="eder_110">[[Manfred Eder]]: ''Kirchengeschichte. 2000 Jahre im Überblick.'' Patmos, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-491-70411-4, S. 110 f.</ref>
Einen Tag zuvor, am 7. September 1303, kam es jedoch zum [[Attentat von Anagni]], südlich von Rom. Dort hielt sich Bonifatius, wie im Sommer üblich, in seiner Sommerresidenz auf. Philipp IV. gilt als Auftraggeber des Attentats. Der König ließ durch [[Sciarra Colonna]], dessen Familie vom Papst verfolgt wurde, und [[Wilhelm von Nogaret]], dessen Eltern der [[Inquisition]] zum Opfer gefallen waren, mehrere Kardinalspaläste unter päpstlichem Banner mit dem Ruf „Es lebe der König von Frankreich und Colonna“ stürmen. Unter persönlichen Misshandlungen verlangte man vom Papst seinen Rücktritt, die Erstattung des enteigneten Colonna-Besitzes und die Auslieferung des Kirchschatzes an einige ältere Kardinäle. Der Papst wollte allerdings nicht [[Abdikation|abdanken]]. Nach zwei Tagen, am 9. September, gelang ihm mit Hilfe der Bürger von Anagni in blutigen Gefechten die Vertreibung der Eindringlinge. Er segnete seine Befreier und ging zurück nach Rom, wo er am 25. September eintraf, aber nur noch einen Monat lebte. Er starb am 11. Oktober 1303 und wurde in seiner pompösen Kapelle in [[Petersdom#Konstantinische Basilika (Alt-St. Peter)|Alt-St. Peter]] beigesetzt.
▲[[Datei:Bonifatius Grabmal Grotte.JPG|mini|Das Grabmal von Bonifatius VIII. von [[Arnolfo di Cambio]] gestaltet. Es befindet sich heute in den vatikanischen Grotten]]
Die Bedeutung des Attentates wird zum Teil darin gesehen, dass den (nicht neuen) Ansprüchen des Papstes „rücksichtslose Grobheit, kalter Hohn und pietätlose Gewalttat entgegenschlugen und siegreich blieben.“<ref name="eder_111">Manfred Eder: ''Kirchengeschichte. 2000 Jahre im Überblick.'' Patmos, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-491-70411-4, S. 111</ref> Mit dem Attentat von Anagni sei „die hochmittelalterliche Geltung des Papsttums untergegangen“<ref name=eder_111/>.
Sein Nachfolger wurde
== Häresieprozess ==
Schon kurz nach Bonifaz’ Amtsantritt kursierten Gerüchte über ketzerische Äußerungen. Sein Interesse für Naturwissenschaften (wozu im ausgehenden dreizehnten Jahrhundert auch Magie und Alchemie zu zählen sind) sorgte für die üblichen Verdächtigungen. Nach dem Tod des Papstes setzte König Philipp IV. von Frankreich – der auch den [[Templerorden|Templerprozess]] inszenieren ließ – im Jahr 1310 durch, dass Clemens V. einen
Nicht nur die oben zitierten Aussagen des Papstes sind in den Protokollen dieses Verhörs überliefert, sondern auch weitere Aussprüche wie: * „Geschlechtsverkehr und die Befriedigung der Naturtriebe ist so wenig ein Vergehen wie Händewaschen“;
* „Paradies und Hölle gibt es nur in dieser Welt, nicht im Jenseits; wer gesund, reich und glücklich ist, hat das Paradies auf Erden“;
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== Literatur ==
* [[Ernesto Sestan]]: ''Bonifacio VIII.'' In: ''Enciclopedia Dantesca, a cura di Umberto Bosco.'' A-CIL, Rom 1970, S. 675–679.
* [[Tilmann Schmidt]]: ''Bonifatius VIII.'' In: ''Lexikon des Mittelalters.'' Bd. 2, München/Zürich 1983, Sp. 414–416.
* {{EnciclopediaDeiPapi|Verfasser=[[Eugenio Dupré Theseider]]|ID=bonifacio-viii_(Enciclopedia-dei-Papi)/|Lemma=Bonifacio VIII|Band=2|SeiteVon=|SeiteBis=|Kommentar=|kurz=}}
* Agostino Paravicini Bagliani: ''Boniface VIII. Un pape hérétique?'' Paris 2003.
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* [[Heinrich Finke]]: ''Aus den Tagen Bonifaz VIII. Funde und Forschungen.'' Münster i.W. 1902. (= Vorreformationsgeschichtliche Forschungen; 2).
* [[Michael Matheus]] / [[Lutz Klinkhammer]] (Hrsg.): ''Eigenbild im Konflikt. Krisensituationen des Papsttums zwischen Gregor VII. und Benedikt XV.'' WBG, Darmstadt 2009, ISBN 978-3-534-20936-1.
* [[Tilmann Schmidt]]: ''Der Bonifaz-Prozess. Verfahren der Papstanklage in der Zeit Bonifaz VIII. und Clemens V.'' Köln 1990.
* Karl Wenck: ''War Bonifaz VIII. ein Ketzer?'' In: ''Historische Zeitschrift'' 94 (1905), S. 1–66.
* Adro Xavier: ''Bonifacio VIII.'' Barcelona 1971.
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}}
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{{SORTIERUNG:Bonifatius 08}}
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[[Kategorie:Gestorben 1303]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Familienmitglied des Adelsgeschlechts Caetani|Benedetto]]
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