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'''WDIA''' ist ein [[Clear Channel (Frequenzplan)|Clear Channel Station]] aus [[Memphis (Tennessee)|Memphis]], [[Tennessee]].
'''WDIA''' ist ein Mittelwellen-Hörfunksender aus [[Memphis (Tennessee)|Memphis]], [[Tennessee]]. Er war 1949 der erste Radiosender der USA, in dem Schwarze das Programm gestalteten und sich an ein ebensolches Publikum wendeten. WDIA bezeichnete sich Mitte der 1950er-Jahren als „The Mother Station of All Negroes“ oder auch als „The Goodwill Station“. WDIA etablierte sich lange Zeit als Medium der afroamerikanischen Gemeinschaft in den mittleren [[Südstaaten]], ebenso wie es durch seine Musikauswahl entscheidend zur Verbreitung von [[Rhythm ’n’ Blues]] und [[Rock ’n’ Roll]] beitrug.
 
'''WDIA''' ist ein Mittelwellen-Hörfunksender aus [[Memphis (Tennessee)|Memphis]], [[Tennessee]]. Er war 1949 der erste Radiosender der USA, in dem Schwarze das Programm gestalteten und sich an ein ebensolches Publikum wendeten. WDIA bezeichnete sich Mitte der 1950er-JahrenJahre als „The Mother Station of All Negroes“ oder auch als „The Goodwill Station“. WDIA etablierte sich lange Zeit als Medium der afroamerikanischen Gemeinschaft in den mittleren [[Südstaaten]], ebenso wie es durch seine Musikauswahl entscheidend zur Verbreitung von [[Rhythm ’n’ Blues]] und [[Rock ’n’ Roll]] beitrug.
== Erste Jahre und die Entscheidung für ein „Schwarzes Radio“ ==
 
Heute gehört WDIA dem konservativen Branchenprimus [[iHeartMedia]] und sendet Urban Oldies/Classic Soul Format.
Der Sender nahm 1947 seinen Betrieb auf, und sendete mit einem schwachen Sender von 250 Watt die damals übliche Mischung Country, leichter Klassik und eingängiger Popmusik. Gegenüber etablierten Sendern mit ähnlichem Konzept und stärkeren Sendern konnte sich WDIA nicht durchsetzen und führte in den ersten Jahren ein Nischendasein in Memphis.<ref name="Petrusich">Amanda Petrusich: ''It Still Moves: Lost Songs, Lost Highways, and the Search for the Next American Music''. Macmillan, 2008 ISBN 0-86547-950-X, S. 39-41.</ref> Der damals revolutionäre Versuch kam erst zu Stande, als sie auch nicht in der Lage waren, den Sender für ein Angebot von 70.000 USD zu verkaufen.<ref name="Fisher42">Marc Fisher: ''Something in the air: radio, rock, and the revolution that shaped a generation''. ISBN 0-375-50907-0, S. 42.</ref>
 
WDIA sendet auf Mittelwelle 1070 kHz. Sie ist eine Clear Channel Station und reduziert nachts ihre Sendeleistung von 50 kW auf 5 kW. WDIA wird von ''[[KJMS]]'' in [[Olive Branch]] auf UKW 101,1 MHz (100 kW) auf [[HD Radio|HD-2]] simulcasted.<ref>{{Internetquelle |url=http://radio-locator.com/cgi-bin/finder?sr=Y&s=C&call=KJms&nav=&x=0&y=0 |titel=KJMS-FM 101.1 MHz Radio Station Information |werk=radio-locator.com |zugriff=2016-10-12}}</ref>
Erster schwarzer DJ bei WDIA war der Lehrer und bewährte [[Beale Street|Beale-Street]]-Moderator [[Nat D. Williams]], der am 25. Oktober 1948 mit der Sendung ''Tan Town Jamboree'' begann und später ''Brown America Speaks'' moderierte. Obwohl die Senderleitung Wörter wie ''black'' oder ''negro'' vermied, um die weiße Führungsschicht in Memphis nicht zu provozieren,<ref name="Fisher42"/> verstand sich Williams als explizit schwarzes Sprachrohr seiner Gemeinschaft. Bereits in seiner Vor-Radio-Zeit hatte Williams in der ''[[Memphis World]]'' regelmäßig zu den Problemen der Schwarzen im zu dieser Zeit strikt rassengetrennten Süden geschrieben. Auch im Radio thematisierte er dann [[Segregation (Soziologie)|Segregation]], Unterschiede bei der Bezahlung, Arbeitsbedingungen von Schwarzen ebenso wie Polizeibrutalität gegen Schwarze.<ref name="Neal138"/> Gleichzeitig allerdings wiesen die weißen Eigentümer Jon Pepper und Bert Ferguson noch einige Jahre potenzielle Anzeigenkunden explizit darauf hin, dass sie nach Anzeigen bei WDIA "eventuell Schwarze Kundschaft bekommen könnten."<ref name="Petrusich"/>
 
== Erste Jahre und die Entscheidung für ein „Schwarzes Radio“ ==
== Erfolge ==
Der Sender nahm 1947 seinen Betrieb auf, und sendete mit einem schwachen Sender von 250 Watt die damals übliche Mischung Country, leichter Klassik und eingängiger Popmusik. Gegenüber etablierten Sendern mit ähnlichem Konzept und stärkeren Sendern konnte sich WDIA nicht durchsetzen und führte in den ersten Jahren ein Nischendasein in Memphis.<ref name="Petrusich">Amanda Petrusich: ''It Still Moves: Lost Songs, Lost Highways, and the Search for the Next American Music''. Macmillan, 2008, ISBN 0-86547-950-X, S. 39-4139–41.</ref> Der damals revolutionäre Versuch kam erst zu Stande, als sie auch nicht in der Lage waren, den Sender für ein Angebot von 70.000 USD zu verkaufen.<ref name="Fisher42">Marc Fisher: ''Something in the air: radio, rock, and the revolution that shaped a generation''. ISBN 0-375-50907-0, S. 42.</ref>
 
Erster schwarzer DJ bei WDIA war der Lehrer und bewährte [[Beale Street|Beale-Street]]-Moderator [[Nat D. Williams]], der am 25. Oktober 1948 mit der Sendung ''Tan Town Jamboree'' begann und später ''Brown America Speaks'' moderierte. Obwohl die Senderleitung Wörter wie ''black'' oder ''negro'' vermied, um die weiße Führungsschicht in Memphis nicht zu provozieren,<ref name="Fisher42" /> verstand sich Williams als explizit schwarzes Sprachrohr seiner Gemeinschaft. Bereits in seiner Vor-Radio-Zeit hatte Williams in der ''[[Memphis World]]'' regelmäßig zu den Problemen der Schwarzen im zu dieser Zeit strikt rassengetrennten Süden geschrieben. Auch im Radio thematisierte er dann [[Segregation (Soziologie)|Segregation]], Unterschiede bei der Bezahlung, Arbeitsbedingungen von Schwarzen ebenso wie Polizeibrutalität gegen Schwarze.<ref name="Neal138" /> Gleichzeitig allerdings wiesen die weißen Eigentümer Jon Pepper und Bert Ferguson noch einige Jahre potenzielle Anzeigenkunden explizit darauf hin, dass sie nach Anzeigen bei WDIA "eventuell„eventuell Schwarze Kundschaft bekommen könntenkönnten“."<ref name="Petrusich" />
Der Erfolg dieser Sendung animinierte die weißen Eigentümer Jon Pepper und Bert Ferguson von WDIA mehr Schwarze DJs einzustellen und ihr Programm auf diese Hörerschicht auszurichten.<ref name="Douglas237"/> Im Herbst 1949 moderierten Schwarze alle Sendungen, das komplette Programm war auf diese Hörergruppe ausgerichtet.<ref name="Petrusich"/> Wenige Monate später war WDIA der meistgehörte Sender in der Stadt, noch 1949 begannen andere Sender wie WEDR in Birmingham, Alabama das Konzept zu kopieren, mit WERD in Atlante begann noch im selben Jahr der erste Radiosender, der auch schwarze Eigentümer hatte. Bis 1955 entstanden in den USA eine dreistellige Zahl von Radiosendern, die sich vor allem an ein schwarzes Publikum wendeten. Die Sendungen wurden ausschließlich von Afro-Amerikanern moderiert, die fast alle vorher keine Erfahrung im Radiogeschäft hatten und so auf die gängigen Konventionen verzichteten. Sie kamen aus der Szene in Memphis und blieben mit ihr auch eng verbunden. Sämtliche Führungspositionen allerdings blieben in den Händen von Weißen.<ref name="Petrusich"/>
 
== Erfolge ==
== Programmgestaltung 1949–1957 ==
Der Erfolg dieser Sendung animinierteanimierte die weißen Eigentümer Jon Pepper und Bert Ferguson von WDIA mehr Schwarze DJs einzustellen und ihr Programm auf diese Hörerschicht auszurichten.<ref name="Douglas237" /> Im Herbst 1949 moderierten Schwarze alle Sendungen, das komplette Programm war auf diese Hörergruppe ausgerichtet.<ref name="Petrusich" /> Wenige Monate später war WDIA der meistgehörte Sender in der Stadt, noch 1949 begannen andere Sender wie WEDR in Birmingham, Alabama das Konzept zu kopieren, mit WERD in Atlante begann noch im selben Jahr der erste Radiosender, der auch schwarze Eigentümer hatte. Bis 1955 entstanden in den USA eine dreistellige Zahl von Radiosendern, die sich vor allem an ein schwarzes Publikum wendeten. Die Sendungen wurden ausschließlich von Afro-Amerikanern moderiert, die fast alle vorher keine Erfahrung im Radiogeschäft hatten und so auf die gängigen Konventionen verzichteten. Sie kamen aus der Szene in Memphis und blieben mit ihr auch eng verbunden. Sämtliche Führungspositionen allerdings blieben in den Händen von Weißen.<ref name="Petrusich" />
 
== Geschichte ==
Unter anderem starteten [[B. B. King]], [[Rufus Thomas]], [[Martha Jean Steinberg]], [[Bobby Bland]] und [[Arnold Moore]] ihre Karrieren bei WDIA. Der Sender sendete seit 1954 über einen 50.000-Watt-Sender und war somit über einen größeren Teil der [[Südstaaten]] erreichbar.<ref name="Douglas237">Douglas S. 237</ref> Tagsüber erreichte das Programm so etwa 300.000 Schwarze, Nachts, wenn die Radiowellen weiter trugen, über eine Million.<ref name="Neal138">Mark Anthony Neal: ''Songs in the key of black life: a rhythm and blues nation''. Routledge, 2003 ISBN 0-415-96571-3, S. 138-139.</ref> Das Programm und seine DJs war Vorbild für den Kriegsveteranen [[Dewey Philipps]], der ein ähnliches Programm bei einem Weißen Radiosender spielen sollte. Mit Hilfe von viel Dreistigkeit und einem brennenden Mülleimer, gelang es ihm einen nächtlichen Moderatorenposten bei [[WHBQ]] in Memphis zu ergattern, wo er ein ähnliches Programm wie WDIA auflegte.<ref name="Norrel48">Robert Jefferson Norrell: ''The house I live in: race in the American century''. Oxford University Press US, 2005, ISBN 0-19-507345-2, S. 148.</ref> In dieser Sendung spielte er dann einige Jahre später die erste [[Elvis Presley|Elvis-Presley-Single]], die im Radio lief.<ref name="Douglas237"/> Elvis selbst erschien 1956 bei einem Festival von WDIA. Im segregierten Süden jener Zeit ein Auftritt, der einiges an persönlichem Mut erforderte; hinter den Kulissen erzählte Elvis, dass WDIA sein wichtigster Kontakt mit Rhythm ’n’ Blues gewesen sei, da es damals fast unmöglich war als Weißer an die Orte zu kommen, in denen diese Musik gespielt wurde.
=== Programmgestaltung 1949–1957 ===
Unter anderem starteten [[B. B. King]], [[Rufus Thomas]], [[Martha Jean Steinberg]], [[Bobby Bland]] und [[Arnold Moore]] ihre Karrieren bei WDIA. Der Sender sendete seit 1954 über einen 50.000-Watt-Sender und war somit über einen größeren Teil der [[Südstaaten]] erreichbar.<ref name="Douglas237">Douglas S. 237</ref> Tagsüber erreichte das Programm so etwa 300.000 Schwarze, Nachts, wenn die Radiowellen weiter trugen, über eine Million.<ref name="Neal138">Mark Anthony Neal: ''Songs in the key of black life: a rhythm and blues nation''. Routledge, 2003, ISBN 0-415-96571-3, S. 138-139138–139.</ref> Das Programm und seine DJs war Vorbild für den Kriegsveteranen [[Dewey Philipps]], der ein ähnliches Programm bei einem Weißen Radiosender spielen sollte. Mit Hilfe von viel Dreistigkeit und einem brennenden Mülleimer, gelang es ihm einen nächtlichen Moderatorenposten bei [[WHBQ]] in Memphis zu ergattern, wo er ein ähnliches Programm wie WDIA auflegte.<ref name="Norrel48">Robert Jefferson Norrell: ''The house I live in: race in the American century''. Oxford University Press US, 2005, ISBN 0-19-507345-2, S. 148.</ref> In dieser Sendung spielte er dann einige Jahre später die erste [[Elvis Presley|Elvis-Presley-Single]], die im Radio lief.<ref name="Douglas237" /> Elvis selbst erschien 1956 bei einem Festival von WDIA. Im segregierten Süden jener Zeit ein Auftritt, der einiges an persönlichem Mut erforderte; hinter den Kulissen erzählte Elvis, dass WDIA sein wichtigster Kontakt mit Rhythm ’n’ Blues gewesen sei, da es damals fast unmöglich war als Weißer an die Orte zu kommen, in denen diese Musik gespielt wurde.
 
=== Nach dem Verkauf 1957 ===
Der Sender sendet heute immer noch. Allerdings verkaufen Pepper und Ferguson verkauften den Sender bereits 1957 für eine Million Dollar an [[Sonderling Broadcasting]], der landesweit "schwarze"„schwarze“ Radiosender nach einem relativ uniformen Konzept ausrichtete. Der Sender verlor so den engen Anschluss an die Szene von Memphis und seine Rolle als Talentsucher. Wenn auch weit seltener als in den Jahren zuvor allerdings, konnte der Sender sich für die Belange der Afro-Amerikanischen Community einsetzen. So ging beispielsweise die Rettung des [[Lorraine Motel]]s, in dem [[Martin Luther King]] ermordet wurde und seine Umwandlung in ein Bürgerrechtsmuseum, maßgeblich auf den WDIA-DJ [[Chuck Scruggs]] zurück.<ref name="Carrier322">Jim Carrier: ''A traveler'straveler’s guide to the civil rights movement'' Houghton Mifflin Harcourt, 2003, ISBN 015602697X 0-15-602697-X, S. 322</ref> Auch heute ist er auf AM 1070 in der Gegend von Memphis empfangbar, ist aber seit 1996 Teil des Radiokette [[Clear Channel Communications]].
 
1996 wurde WDIA an den Branchen-Riesen [[iHeartMedia]] verkauft.
Der Sender sendet heute immer noch. Allerdings verkaufen Pepper und Ferguson den Sender bereits 1957 für eine Million Dollar an [[Sonderling Broadcasting]], der landesweit "schwarze" Radiosender nach einem relativ uniformen Konzept ausrichtete. Der Sender verlor so den engen Anschluss an die Szene von Memphis und seine Rolle als Talentsucher. Wenn auch weit seltener als in den Jahren zuvor allerdings, konnte der Sender sich für die Belange der Afro-Amerikanischen Community einsetzen. So ging beispielsweise die Rettung des [[Lorraine Motel]]s, in dem [[Martin Luther King]] ermordet wurde und seine Umwandlung in ein Bürgerrechtsmuseum, maßgeblich auf den WDIA-DJ [[Chuck Scruggs]] zurück.<ref name="Carrier322">Jim Carrier: ''A traveler's guide to the civil rights movement'' Houghton Mifflin Harcourt, 2003 ISBN 015602697X S. 322</ref> Auch heute ist er auf AM 1070 in der Gegend von Memphis empfangbar, ist aber seit 1996 Teil des Radiokette [[Clear Channel Communications]].
 
== Literatur ==
* Louis Cantor: ''Wheelin' on Beale. How Wdia-Memphis Became the Nation'sNation’s First All-Black Radio Station and Created the Sound That Changed America''. Pharos Books 1992, ISBN 08868763380-88687-633-8.
* Steve Cheseborough: ''Blues Traveling. The Holy Sites of Delta Blues''. Univ. Press of Mississippi, 2009, ISBN 1-60473-124-9, S. 38-3938–39.
* Susan J. Douglas: ''Listening In. Radio and the American Imagination''. University of Minnesota Press, 2004, ISBN 0-8166-4423-3.
 
== Weblinks ==
* [http://www.am1070wdia.com/main.html Homepage des Senders]
* [https://www.youtube.com/watch?v=S6EeBqz_Qos Historische Stations ID]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:HD-Radiostation (Vereinigte Staaten)]]
{{SORTIERUNG:Wdia}}
[[Kategorie:HörfunksenderUnternehmen (VereinigteMemphis, StaatenTennessee)]]
[[Kategorie:Memphis (Tennessee)Talkradio]]
[[Kategorie:Medien (Tennessee)Clear-Channel-Station]]
[[Kategorie:Medienunternehmen (Tennessee)]]
[[Kategorie:IHeartMedia]]
[[Kategorie:Sendestart 1947]]
[[Kategorie:Abkürzung]]