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Die '''Postreform''' war ein [[Reform]]&shy;paket, dessen Ziel die [[Privatisierung]] des bundesdeutschen [[Extrahaushalt|Sondervermögens]] [[Deutsche Bundespost]] (DBP) war.<ref>[https://www.post-und-telekommunikation.de/PuT/Allg_1989_1_Jan-Dez.php Postreform, Januar bis Dezember 1989] Post- und Telekommunikation, abgerufen am 2. September 2021</ref>
 
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Ein weiterer Grund für die Reformierung war die [[Liberalisierung]]sdiskussion, die Ende der 1970er Jahre in Gang kam. Sie mündete 1986 in der [[Einheitliche Europäische Akte|Einheitlichen Europäischen Akte]], welche die Voraussetzung zur Vollendung des [[Europäischer Binnenmarkt|Europäischen Binnenmarktes]] war. In diesem Binnenmarkt sollten die [[vier Grundfreiheiten|vier Freiheiten]] vollständig verwirklicht werden: Freier Verkehr von [[Freizügigkeit|Personen]], Waren, Dienstleistungen und Kapital. Das bedeutet unter anderem, dass Unternehmen aus Mitgliedstaaten grenzüberschreitend ihre Waren und Dienstleistungen ohne Beschränkungen anbieten können. Es kam zu einem Umdenken in Bezug auf die staatlichen [[Monopol]]stellungen in einigen Wirtschaftsbereichen. Schrittweise sollten diese für den freien Wettbewerb freigegeben werden. Die [[EG-Kommission]] leitete in Anwendung der Wettbewerbsregeln mehrere Verfahren gegen Mitgliedstaaten ein. Im Ergebnis musste auch die DBP eine Beschneidung ihrer Monopolansprüche und die Abgabe von Tätigkeitsbereichen hinnehmen.
 
Nach dem Abschlussbericht einer ''Regierungskommission [[Fernmeldewesen]]'' und dem steigenden externen Liberalisierungsdruck durch andere Mitgliedstaaten wie [[Frankreich]] und [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] wurde in der [[Kabinett Kohl III|damaligen RegierungskommissionRegierungskoalition]] ([[CDU]]/[[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]] und [[Freie Demokratische Partei|FDP]]) im Mai 1988 ein mehrheitsfähiges Reformkonzept beschlossen.
 
== Postreform I (1989) ==
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== Kritik ==
Die Gründe für eine vollständige Privatisierung wie hoher Forschungsdruck, besserer Kundenservice oder Kostensenkungen wurden jedoch oft nicht erreicht. Teilweise gibt es sogar Rückschritte. Lediglich im [[Mobilfunk]] war die Privatisierung, mit der ersten im Jahr 1988 vom Bundesministerium für Post und Telekommunikation ausgeschriebeen Lizenz für ein privates [[Global System for Mobile Communications|GSM-Netz]] erfolgreich.
 
Lediglich im [[Mobilfunk]] war die Privatisierung mit der ersten im Jahr 1988 vom Bundesministerium für Post und Telekommunikation ausgeschriebenen Lizenz für ein privates [[Global System for Mobile Communications|GSM-Netz]] erfolgreich. So wurde durch die [[Deutsche Telekom]] die Nutzungen von eigenen [[Kommunikationssatellit]]en, obwohl Bedarf bestand und besteht, nicht weiter verfolgt sowie der Ausbau von [[Glasfasernetz]]en nur sehr zögerlich vorangetrieben, stattdessen zu lange auf technische Alternativen wie [[Very High Speed Digital Subscriber Line|VDSL]] sowie [[VDSL2-Vectoring]] gesetzt. Aufgrund von Druck der [[EU-Kommission]] verkaufte die Telekom ihr [[Kabelfernsehnetz]] ab 2000<ref name="Telekom verkauft Kabelnetz in NRW">[https://www.golem.de/0002/6416.html Golem.de Februar 2000: Telekom verkauft Kabelnetz in NRW]</ref> schrittweise bis 2003<ref name="Telekom schliesst Kabelnetzverkauf 2003 ab">[https://www.teltarif.de/arch/2003/kw11/s10130.html Teltarif März 2003: Deutsche Telekom schließt Verkauf restlicher Kabelnetze ab]</ref> in Form von regionalen Teilnetzen, was den Weg für den [[Rückkanal]]fähigen Ausbau und das Angebot von [[Voice over Cable|Kabeltelefonie]] und [[Kabel-Internet]] ([[Triple Play]]) über das deutsche Kabelfernsehnetz frei machte. Nach einigen Jahren wurden diese Teilnetze immer mehr zusammengeschlossen bis schließlich die [[Wettbewerbsbehörde]]n sowie die EU-Kommission am 18. Juli 2019 den Zusammenschluss von [[Unitymedia]] und [[Kabel Deutschland]] erteilte<ref>{{Internetquelle | autor=Volker Briegleb | url=https://www.heise.de/newsticker/meldung/Gruenes-Licht-aus-Bruessel-Vodafone-darf-Unitymedia-uebernehmen-4474398.html | titel=Grünes Licht aus Brüssel: Vodafone darf Unitymedia übernehmen | werk=[[Heise online|heise.de]] | datum=2019-07-18 |abruf=2024-02-03}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://newsroom.unitymedia.de/wp-content/uploads/2018/05/Liberty-Global-to-Sell-Operations-in-Germany-Hungary-Romania-and-the-Czech-Republic-to-Vodafone_09052018.pdf |titel=Liberty Global to Sell Operations in Germany, Hungary, Romania and the Czech Republic to Vodafone |werk= |hrsg=Liberty Global |datum=2018-05-09 |zugriffabruf=2018-05-09 |sprache=en |archiv-url=https://web.archive.org/web/20180509220615/https://newsroom.unitymedia.de/wp-content/uploads/2018/05/Liberty-Global-to-Sell-Operations-in-Germany-Hungary-Romania-and-the-Czech-Republic-to-Vodafone_09052018.pdf |archiv-datum=2018-05-09 |offline=ja |archiv-bot=2022-12-29 04:20:12 InternetArchiveBot }}</ref>. Seitdem hat die britische [[Vodafone Group]] eine [[Monopol]]stellung beim [[Kabelfernsehen]] in Deutschland inne<ref>https://www.vodafone.de/featured/inside-vodafone/jetzt-kommt-die-gigabitrepublik-eu-gibt-gruenes-licht-fuer-unitymedia-uebernahme/</ref>. Einige Zulieferbetriebe der DBP gerieten mit der [[Privatisierung]] in wirtschaftliche Schwierigkeiten. So verlor das Unternehmen [[Hans Kolbe (Unternehmer)|fuba Communication]] den größten sowie bedeutendsten Kunden und musste im Jahr 1997 mit noch 700 Mitarbeitern [[Insolvenz]] anmelden<ref>[https://teccenter.eu/teccenter/historie.html Ein Standort mit Geschichte]</ref>. Die [[Deutsche Post AG|Deutsche Post]] hat die Schließung von Postfilialen vorangetrieben, die flächendeckende Versorgung blieb dabei auf der Strecke. Lange wurde mit dem Briefdienst der Paketdienst [[Quersubventionierung|quersubventioniert]] und das [[Briefmonopol (Deutschland)|Briefmonopol]] blieb bis 2005 bzw. 2007 bei der Deutschen Post AG. Die [[Volksaktie]] der Telekom mit dem Namen [[T-Aktie]] erwies sich für viele als ein Verlustgeschäft, daran hatte auch die vorherige [[Werbekampagne]] mit [[Manfred Krug]] nichts geändert.<ref>Sven Rambau: ''[https://www.dasinvestment.com/vertrauen-in-die-aktienmaerkte-nachhaltig-beschaedigt/ Erfolglose Volksaktie - Vertrauen in die Aktienmärkte nachhaltig beschädigt]'' In: Das Investment, 25. Juni 2021, abgerufen am 7. Februar 2023.</ref> Die schrittweise Übernahme der [[Postbank]] durch die [[Deutsche Bank]] seit 2009 bis zur Verschmelzung im Jahr 2018 hat für die Privat- und Firmenkunden mehr Nachteile als Vorteile gebracht.<ref>''Fusion der Deutsche Postbank AG mit der Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden Aktiengesellschaft sowie Umbenennung der Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden Aktiengesellschaft in DB Privat- und Firmenkundenbank AG.'' Kapitalmarktinformation der DB Privat- und Firmenkundenbank AG, 28. Mai 2018. In: ''Bundesanzeiger'', 29. Mai 2018, abgerufen im Unternehmensregister am 2. Juni 2018.</ref> LediglichDie imPostbank Mobilfunk war die Privatisierung, mit der ersten im Jahr 1988 vom Bundesministeriumhat für Postden undnationalen Telekommunikationsowie ausgeschriebeeninternationalen LizenzZahlungsverkehr füreine eingroße privates GSM-Netz erfolgreichBedeutung.
 
== Literatur ==
* Jan-Christoph Hauswald: ''Der angewandte Vetospieleransatz. Bahnstrukturreform und Postreform II neu analysiert''. Nomos, Baden-Baden 2015, ISBN 978-3-8487-1375-2.
* [https://www.post-und-telekommunikation.de Post und Telekommunikation] Deutsche Gesellschaft für Post- und Telekommunikationsgeschichte e.&nbsp;V. [https://dgpt.org DGPT]
* Hugo Dick, Hans H. Glismann, Ernst-Jürgen Horn: ''Zur Reform des Postwesens in Deutschland.'' Kiel, Kiel Institute of World Economics, 1995. (Kiel Working Paper. Nr. 688.)