„Brett des Karneades“ – Versionsunterschied
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Das '''Brett des Karneades''' ist ein philosophisches [[Gedankenexperiment]], das dem [[Antikes Griechenland|griechischen]] [[Philosoph]]en [[Karneades]] zugeschrieben wird.▼
▲Das '''Brett des Karneades''' ist ein philosophisches Gedankenexperiment, das dem [[Antikes Griechenland|griechischen]] [[Philosoph]]en [[Karneades]] zugeschrieben wird.
Man stellt sich die Situation zweier Schiffbrüchiger vor, deren einzige Rettung ein umhertreibendes Brett ist, welches jedoch nur eine Person tragen kann. Einer der beiden Schiffbrüchigen tötet den anderen, um die rettende Planke für sich zu sichern und anschließend gerettet zu werden.
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Im Zentrum des Gedankenexperiments steht nun die Frage, ob der Überlebende wegen Tötung (zum Tode) verurteilt werden sollte oder ob die Tötung gerechtfertigt werden kann, und wenn, mit welchen Argumenten und innerhalb welchen Rechtsrahmens.
Das Situationsbeispiel wirft [[Fundamentalethik|ethische]] und [[Rechtsphilosophie|rechtsphilosophische]] Grundfragen auf, die in verschiedenen Lebensbereichen wiederkehren und durch das Problem der
== Überlieferung des Beispiels durch Cicero ==
Da Karneades keine Schriften verfasste, sondern nur mündlich lehrte, ist seine Philosophie nur aus Angaben in Werken späterer Autoren bekannt. Das Brett-Beispiel ist
Cicero gibt das Beispiel mit folgenden Worten wieder:
„Angenommen aber, es gibt nur ein Brett, aber zwei Schiffbrüchige, und beide sind weise Männer. Soll es jeder von ihnen an sich zu reißen suchen oder soll es einer dem anderen abtreten? Es soll abgetreten werden, aber an den, der eher wert ist, um seiner eigenen Angelegenheiten oder um des Staates willen am Leben zu bleiben. Was aber dann, wenn sie in beiden Punkten gleiche Ansprüche haben? Es wird keinen Streit geben, sondern einer wird dem anderen den Vortritt lassen, wie wenn er durch Losen oder im Fingerspiel verloren hätte.“<!---in welcher, der beiden Quellen, in welcher Übersetzung?-->
== Rezeption und Bewertung durch Kant ==
Auch [[Immanuel Kant]] hat das Fallbeispiel von Karneades aufgegriffen. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Tat nicht als ''unsträflich (inculpabile)'', sondern als ''unstrafbar (impunibile)'' zu beurteilen sei, da die Bedrohung mit einem Übel durch das Gesetz, nämlich der Tod durch den richterlichen Ausspruch, gar nicht größer sein könne als die Furcht vor dem bevorstehenden Übel, nämlich dem Ertrinken. Der Sinnspruch des
== Erweiterungen und Abwandlungen des Fallbeispiels ==
Immer dann, wenn knappe zum Leben notwendige Güter unter Menschen verteilt werden, ergeben sich Bewertungs- und Verteilungsfragen sowie Rechtfertigungsprobleme dieser Güterzuordnungen
Beispiele:
Im englischen Recht stellte sich 1884 das durch das Brett des Karneades vorgezeichnete Rechtfertigungsproblem anhand des Seefahrer-Kannibalen-Falles
Aufgrund schlechten Wetters kentert eine Yacht und die vierköpfige Mannschaft kann sich nur durch das Rettungsboot über Wasser halten. Nach 12 Tagen, in denen sich die Mannschaft von zwei Speiserüben ernähren konnte und acht weiteren Tagen ohne Nahrung und Trinkwasser, schlägt der Kapitän vor, den
Das Gericht verurteilte die Überlebenden, da keinem Menschen die Möglichkeit zugestanden ist, über Tod und Leben anhand persönlich aufgestellter Kriterien zu entscheiden. 1842 entschied jedoch ein amerikanisches Gericht gegenteilig: Demnach sei Mord in einem Rettungsboot dann gerechtfertigt, wenn ein faires Verfahren, etwa eine Auslosung, das Opfer selektiert.
In der Medizin stellt sich bei einem [[Massenanfall von Verletzten]]/Kranken die Frage, wem geholfen werden soll und wem nicht. Wie soll bei einer großen Zahl von Schwerverletzten mit den wenigen zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln umgegangen werden? Ähnliche Fragen stellen sich bei allen Unfällen oder Katastrophen mit vielen Betroffenen (Wer soll als erster mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden?) und bei der Verteilung von gespendeten Organen zum Zweck der [[Transplantation]]. Hier wird mittels des Verfahrens der [[Triage]] versucht, eine Einteilung in Behandlungs- und Versorgungsklassen vorzunehmen, um eine Antwort auf die
Im Jahr 2006 stellte sich das Rechtfertigungsproblem anhand des vom [[Bundesverfassungsgericht]] für nichtig erklärten [[Luftsicherheitsgesetz]]es. Die dadurch eröffnete Frage lautet: Darf man eine Passagiermaschine abschießen, um anderen Menschen das Leben zu retten?
Antworten auf diese Fragen müssen von verantwortlich Denkenden und Handelnden
▲Antworten auf diese Fragen müssen von verantwortlich Denkenden und Handelnden sowohl aus dem Gesichtswinkel der [[Individualethik]] als auch aus dem der [[Sozialethik]] gefunden werden.
== Verarbeitung des Themas in der Literatur ==
[[Annette von Droste-Hülshoff]] greift das Brett des Karneades
[[Ewald Christian von Kleist]] schreibt im Gedicht
== Rechtslage nach deutschem Strafrecht ==
Nach dem deutschen [[Strafrecht]] würde in diesem Fall eine [[
Allerdings wäre beim angreifenden Täter ein [[Notstand|entschuldigender Notstand]] gemäß {{§|35|StGB|dejure}} StGB gegeben, der dazu führt, dass der Täter nicht bestraft würde. Das Handeln des Täters erscheint als so verständlich, dass jede Schuld im Rechtssinne entfällt.
Für den Fall der Rettungsnotwendigkeit mehrerer Menschen, zum Beispiel bei der [[Triage]], wird von
== Literatur ==
* Immanuel Kant: ''Metaphysik der Sitten. Erster Teil: Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre.''
* Immanuel Kant
* Christian Jäger
* Heinz Koriath
== Weblinks ==
Juristische Lösung des Problems anhand des deutschen Strafrechts:
*[https://www.juraexamen.info/das-brett-des-karneades-ein-zeitloser-klassiker/ juraexamen.info]
* [https://www.iurastudent.de/leadingcase/das-brett-des-karneades iurastudent.de]
== Anmerkungen ==
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[[Kategorie:Ethisches Prinzip]]
[[Kategorie:Gedankenexperiment]]
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