„Bellegarde-sur-Valserine“ – Versionsunterschied

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Bellegarde-sur-Valserine liegt auf {{Höhe|350|FR|link=1}}, etwa 30 Kilometer westsüdwestlich der Stadt [[Genf]] (Luftlinie). Die Stadt erstreckt sich im Becken von Bellegarde, am Rand des französischen [[Jura (Gebirge)|Juras]], zwischen den Höhenzügen des [[Grand Crêt d’Eau]] (bis {{Höhe|1621|FR}}) im Osten und des [[Plateau de Retord]] (rund {{Höhe|1300|FR}}) im Westen. Das eigentliche Siedlungsgebiet liegt in einem Talkessel an der Mündung der [[Valserine]] in die [[Rhone]]. Diese zeichnet bei Bellegarde einen scharfen Bogen und wendet sich von der vorher überwiegend westwärts gerichteten Fließrichtung nach Süden.
 
Das 15,25&nbsp;Quadratkilometer große ehemalige Gemeindegebiet ist im Rhônetal gelegen. Dabei bildet die Rhône stets die südliche Grenze. Sie fließt zunächst tief eingeschnitten in einem von Felswänden begleiteten Tal, das sich bei Bellegarde zu einem Kessel öffnet. Hier mündet von Norden her die Valserine. Westlich der Stadt ändert die Rhône ihre Fließrichtung abrupt nach Süden. Sie wird hier durch die [[Talsperre Génissiat]] zu einem langgezogenen stehenden Gewässer aufgestaut. Bis zu deren Fertigstellung im Jahr 1948 verschwand ein Teil des Rhônewassers bei Bellegarde im porösen kalkhaltigen Untergrund (''Pertes du Rhône''), weswegen der Fluss hier sehr schmal war und seit alters her leicht passiert werden konnte. Diese Stelle wurde durch den Aufstau der Rhône überflutet. Auch die Valserine, die hier aus einem schluchtartigen Tal austritt, besitzt eine Versickerungsstelle (''Pertes de la Valserine'') und eine Naturbrücke.<ref>{{ethorama|Z6ijx5UXW8nY3vMwG6EC Pertes du Rhône, in }}</ref>
 
Westlich des Talkessels von Bellegarde reicht das Gemeindegebiet über einen Steilhang auf das Plateau der Michaille (rund {{Höhe|480|FR}}), das am Fuß des Jurakamms von Retord liegt. Östlich von Valserine und Rhône erstreckt sich das Gemeindeareal in einem schmalen Streifen über den Steilhang bis auf den Höhenrücken von ''Sorgia'' und auf die Südabdachung des Grand Crêt d’Eau, auf der mit {{Höhe|1542|FR}} die höchste Erhebung von Bellegarde-sur-Valserine erreicht wird. Dieser Gemeindeabschnitt ist Teil des Naturreservats ''Haute Chaîne du Jura'' und des [[Regionaler Naturpark Haut-Jura|Regionalen Naturparks Haut-Jura]], mit dem sie auch als offizieller Zugangsort assoziiert ist.
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* ''Coupy'' ({{Höhe|400|FR}}) am Fuß des Grand Crêt d’Eau über der Rhône, östlich an Bellegarde anschließend
* ''La Maladière'' ({{Höhe|450|FR}}) auf einem Geländevorsprung am Fuß des Grand Crêt d’Eau, über der Rhône
* ''Vanchy'' ({{Höhe|480|FR}}) auf einem Geländevorsprung am Fuß des Grand Crêt d’Eau, über der Rhône<ref>{{ethorama|GTLhVSkeuUQvmUwDrEyd Vanchy, in }}</ref>
 
Nachbargemeinden von waren [[Châtillon-en-Michaille]] und [[Lancrans]] im Norden, [[Léaz]] im Osten, [[Éloise]] und [[Saint-Germain-sur-Rhône]] im Süden sowie [[Billiat]] und [[Villes]] im Westen. Die beiden Erstgenannten bilden heute mit Bellegarde-sur-Valserine die Gemeinde Valserhône.
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Im Lauf des [[Mittelalter]]s entwickelte sich Musinens auf der Höhe nordwestlich des Talkessels von Bellegarde zur Hauptsiedlung des heutigen Gemeindegebietes. Daneben bildete Arlod im 12.&nbsp;Jahrhundert eine eigene Herrschaft. Bellegarde war dagegen nur ein kleiner Weiler, der zur Gemeinde Musinens gehörte.
 
Dies änderte sich jedoch schlagartig in der Zeit von 1853 bis 1858 mit dem Bau der [[Bahnstrecke Lyon–Genève|Eisenbahnlinie]] von [[Lyon]] nach Genf, die entlang der Rhône durch den Talkessel von Bellegarde geführt wurde. Per kaiserliches Dekret von [[Napoléon&nbsp;III.]] vom 6.&nbsp;Dezember 1858 wurde die Gemeinde von ''Musinens'' in ''Bellegarde'' umbenannt. Ab Mitte des 19.&nbsp;Jahrhunderts ließen sich entlang der Rhône verschiedene Fabriken nieder, welche auf die Wasserkraft angewiesen waren. Dazu gehörten vor allem Spinnereien, Papierfabriken und Sägereien. 1874 nahm ein erstes Wasserkraftwerk am Zusammenfluss der Rhone und der Valserine den Betrieb auf, die ''Centrale hydraulique de la Jonction''. Die Energie wurde hier noch mechanisch durch Drahtseiltransmission übertragen, ähnlich wie beim [[Moserdamm]] am Rhein bei Schaffhausen. 1884 wurde an der Valserine das erste Wasserkraftwerk zur Erzeugung elektrischen Stroms in Frankreich fertiggestellt, realisiert durch den Schweizer Louis Dumont und die Franzosen Maurice de Chanteau und Émile Reynier.<ref>{{Literatur |Autor=Denis Varaschin |Titel=Centrales hydrauliques du Haut-Rhône français : de quelques savoir-faire suisses en France (des années 1870 à 1946) |Sammelwerk=Annales historiques de l’électricité |Band=2003 |Nummer=1 |Verlag=Victoires éditions |Ort=Paris |Datum=2003 |Seiten=18-19, 21-22 |DOI=10.3917/ahe.001.0017}}</ref> Bellegarde wurde damit zum ersten Ort Frankreichs, welcher über eine öffentliche elektrische Beleuchtung verfügte.
 
Zusammen mit der Ansiedlung der Fabriken entwickelte sich der ehemalige Weiler rasch zu einer Industriestadt mit zahlreichen Arbeiterwohnungen. Der wirtschaftliche Aufschwung hielt bis zum Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] an. Als letzter Bahnhof in Frankreich vor der seit 1815 bestehenden [[Freihandelsabkommen|Freihandelszone]] von Genf war Bellegarde zugleich auch Zollstation. Mit der Fertigstellung des [[Talsperre Génissiat|Staudamms von Génissiat]] und dem Aufstau der Rhône im Jahre 1948 wurde eine bedeutende Touristenattraktion, die [[Pertes du Rhône|Versickerungsstelle der Rhône]], überflutet, was zu einem markanten Rückgang der Einnahmen durch den Tourismus führte.
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== Wirtschaft, Kultur und Infrastruktur ==
Bellegarde-sur-Valserine, einst in einem landwirtschaftlich genutzten Gebiet gelegen, ist heute eine bedeutende Industriestadt. Es gibt verschiedene Großunternehmen, sowie zahlreiche Betriebe des Klein- und Mittelgewerbes. Zu den bedeutenden Industriebranchen zählen derzeit die Kunststoffverarbeitung, die Textilindustrie, feinmechanische Werkstätten, Druckereien, die Herstellung von Dichtungen, Nahrungsmittelverarbeitung, Verpackungsindustrie und das Baugewerbe. Dank der guten Verkehrsanbindung steigt auch stetig der Anteil der Wegpendler, die als Grenzgänger in der Region Genf einer Arbeit nachgehen.
 
Seit 1995 wird in Bellegarde-sur-Valserine alljährlich das Comic-Festival abgehalten. Zu den weiteren kulturellen Einrichtungen zählen das Théâtre Jeanne d’Arc, der Karneval, das Schlossfest von Musinens und das Centre Jean Vilar.
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== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{ethorama|XU7beGA9n2tGNCw4RuYC}}
 
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Ort in Auvergne-Rhône-Alpes]]
[[Kategorie:Ort an der Rhone]]
[[Kategorie:Gemeindeauflösung 20192018]]
[[Kategorie:Commune déléguée im Département Ain]]
[[Kategorie:Valserhône]]