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== Entstehung und Geschichte ==
Die Ebioniten unterschieden sich von den sogenannten [[Nazarener (Religion)|„Nazarenern“]], die ebenso wie sie 66/67 n. Chr. von [[Jerusalem]] ins [[Ostjordanland]] ausgewandert waren.<ref>Werner Kleine: ''Fragmente, Zitate und Logien Judenchristliche Evangelien, das Thomasevangelium und ein jüdisches Antievangelium.'' 28. Januar 2011, www.pastoralservice.de, abgerufen am 14. April 2018 [http://www.relipaed.de/fileadmin/Archiv/GrundkursNT/Apokrypha/Merkblatt_3-JudenchristlicheTexte-EvThom-TolJeschu.pdf]</ref> Die Ebioniten waren zumeist in [[Transjordanien]] und [[Syria|Syrien]] verbreitet. Ob der Ursprung der Ebioniten in der [[Jerusalemer Urgemeinde]] liegt, bleibt unklar. Mit
''Ebionim'' wurden in der [[Thora]] die (JHWH-)treuen [[Volk Israel|Israeliten]] bezeichnet, {{B|1 Sam|2|8}}, {{B|Hes|22|29}}, {{B|Amos|5|12}}. ''Ebionim'' stand für eine ehrenvolle Bezeichnung gottesfürchtiger Israeliten. Sie waren Anhänger des [[Judaismus]], also jener Richtung der Judenchristen, die die Beschneidung und die Einhaltung der der ZerimonialgesetzeZeremonialgesetze fordert.<ref name="herder">[http://www.zeno.org/Herder-1854/A/Ebioniten ''Ebioniten''] in Herders Conversations-Lexikon, 1854</ref>
 
Es war [[Irenäus von Lyon]], der als erster Autor um 180 n.&nbsp;Chr. eine eigene, von der alten Kirche getrennte ‚häretische‘ Gruppe der Ebionäer oder Ebioniten erwähnte (''Adversus haereses'' I 26,2; III 11,7). Über die antihäretische Schrift ''Arzneikasten'' (''panárion'') des [[Epiphanius von Salamis]] sind bis heute Teile eines Textes überliefert, der als [[Ebionitenevangelium]]<ref>[[Jörg Frey]]: ''Ebionitenevangelium.'' Andere Schreibweise: Ebionäerevangelium; Gospel of Ebionites (engl.). Erstellt: April 2013, ([https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/ebionitenevangelium-1/ch/d1579e5220d70e00d89d2fc89479d86b/] auf www.bibelwissenschaft.de)</ref> oder ''Ebionäerevangelium'' bezeichnet wird, von Epiphanius allerdings fälschlicherweise [[Hebräerevangelium]] genannt wurde. Über die Ebionäer sagte Epiphanius, dass sie nur das [[Evangelium nach Matthäus]] benutzten.
 
Ursprünglich war „die Armen“ ein Ehrenname. Im Laufe der Zeit wandelte sich die Bedeutung zum Negativen, weil die Gruppe Feinde von allen Seiten hatte: Sie wurden von den Juden, obwohl sie sich selbst als Juden betrachteten, aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen, weil sie in Jesus den [[Messias]] sahen und weil sie Tieropfer ablehnten, sich gar zu Vegetariern entwickelten. Von den Heidenchristen wurden sie als Ketzer betrachtet, weil sie Paulusgegner<ref>[[Hermann Detering]]: ''Die Gegner des Paulus - Judaistenthese 2. Jahrhundert.'' 4. Juli, 2018 [http://radikalkritik.de/wp-content/uploads/2018/10/Pauusgegner_J2J.pdf]</ref> waren und Jesu Tod nicht als blutigen Sühnetod interpretierten. Sie feierten das Abendmahl als bloße Erinnerung an Jesus und ersetzten den „Blutkelch“ durch einen Wasserkelch. Von den Römern wurden die Ebioniten wie Juden und Christen als Gruppe potentieller Aufständischer eingestuft und entsprechend beargwöhnt.
 
Die Ebioniten sind zu anderen jüdischen Anhängern der Jesusbewegung, etwa den Nazarenern, in Beziehung gesetzt worden. So versuchte [[Epiphanius von Salamis]], die als nicht-[[Häresie|häretisch]] betrachteten ''nasaraioi'' von den als häretisch betrachteten ''nazoraioi,'' oder Ebioniten, zu unterscheiden.<ref>[[Rainer Riesner]]: ''Nazarener.'' In [[Manfred Görg]], [[Bernhard Lang (Theologe, 1936)|Bernhard Lang]] (Hrsg.): ''Neues Bibel-Lexikon.'' Bd. 2, Benziger, Zürich 1995, Kol. 908–912.</ref> Bis ins 1920. Jahrhundert wurden Ebioniten mit einer theosophischen Geheimlehre der [[Essener]] (um 100 n. Chr.) in Verbindung gebracht, während die Nazarener eine „milde“ Richtung der Ebioniten gewesen seien, die das Zeremonialgesetz nur für sich selbst verbindlich gesehen haben. Sie seien nach ihrer Auswanderung nach [[Pella (Jordanien)|Pella]] im Ostjordanland von der Kirche abgeschnitten worden, sodass ihnen die Gestaltung des biblischen [[Kanon (Bibel)|Kanons]] fremd geblieben sei.<ref name="herder" /> Diese These wurde von [[Georg Strecker]] 1958 widerlegt.<ref>Georg Strecker: ''Das Judenchristentum in den Pseudoklementinen'' (= ''Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur.'' Reihe 5, Band 15 = 70). Akademie-Verlag, Berlin 1958, {{DNB|454928475}}, S. 117 ff.</ref>
 
DieDer EbionitenEbionismus konntenkonnte sich bis ins [[5. Jahrhundert]] halten.
 
== Ebionitische Positionen ==
Viel ist über die Positionen der Ebioniter nicht bekannt. Sie standen wohl in engerer Beziehung zu der Haltung und den Ansichten der [[Jerusalemer Urgemeinde]] und waren den [[Paulinische Theologie|paulinischen Vorstellungen]] gegenüber ablehnend.<ref>[[Gerd Lüdemann]]: ''Paulus, der Heidenapostel: Antipaulinismus im frühen Christentum.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1980, ISBN 978-3-5255-3801-2; S.&nbsp;17 f.</ref> Die antipaulinische Haltung wird in den Schriften einiger [[Kirchenvater|Kirchenvätern]] erwähnt, so u.&nbsp;a. bei [[Justin der Märtyrer]], [[Irenäus von Lyon]], [[Hippolyt von Rom]], [[Tertullian|Quintus Septimius Florens Tertullianus]], [[Origenes]].
Für die Ebioniten war [[Jesus von Nazareth|Jesus]] ein Mensch, geboren durch seine Eltern, folglich wurde die [[Jungfrauengeburt]] abgelehnt. Gott ([[JHWH]]) verlieh ihm durch die ''[[Heiliger Geist#Judentum|Ruach HaQodesh]]'', ({{heS|רוח הקודש| ruach ha-kodesh}}) prophetische Gaben. Er war ein gesetzestreuer Jude, der gemäß der [[Halacha]], die 613 [[Mitzwa|Mizwot]] (Gebote) achtete.<ref>[[Hyam Maccoby]]: ''Der Mythenschmied. Paulus und die Erfindung des Christentums.'' Übers. und hrsg. von Fritz Erik Hoevels, Ahriman-Verlag, Freiburg 2007, ISBN 978-3-89484-605-3, S.&nbsp;194–195; 200</ref> Für die Eboniten hatte die [[Thora]] fortwährende Gültigkeit, [[Jesus von Nazaret|Jesus als Mensch]] war für sie ein [[Prophet]] Gottes. Sie standen in enger Beziehung zu der Haltung und den Ansichten der Jerusalemer Urgemeinde und waren den [[Paulinische Theologie|paulinischen Vorstellungen]] gegenüber ablehnend.<ref>[[Gerd Lüdemann]]: ''Paulus, der Heidenapostel: Antipaulinismus im frühen Christentum.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1980, ISBN 978-3-5255-3801-2; S.&nbsp;17 f.</ref>
 
In den Schriften einiger [[Kirchenvater|Kirchenväter]] wird ihre ‚antipaulinische Haltung‘ erwähnt, so u.&nbsp;a. bei [[Justin der Märtyrer]], [[Irenäus von Lyon]], [[Hippolyt von Rom]], [[Tertullian|Quintus Septimius Florens Tertullianus]], [[Origenes]].
Laut [[Irenäus von Lyon]], der das frühste Zeugnis über die Ebioniter gibt, akzeptierten die Ebioniter nur das Matthäusevangelium, und verurteilen insbesondere Paulus als [[Apostasie|Apostaten]]. Irenäus schreibt ihnen einen »judäischen Lebensstil« zu, weil sie der Tora – für Irenäus – streng folgten.<ref>{{Literatur |Autor=Irenäus von Lyon |Titel=Gegen die Häresien |Band=I |Datum=180 n. Chr. |Kapitel=26 |Fundstelle=2 |Online=https://www.newadvent.org/fathers/0103126.htm}}</ref> [[Epiphanios von Salamis]], der später als Irenäus schreibt, meint, ihr Matthäusevangelium sei unvollständig gewesen. Dieses unvollständige Matthäusevangelium wurde auch als »Hebräerevangelium« bezeichnet; heute ist es als »[[Ebionitenevangelium]]« bekannt, wenn auch nur durch Zitate des Epiphanios fragmentarisch erhalten.
 
Die Schrift des Irenäus von Lyon, in welcher nichts von der Unvollständigkeit des Matthäusevangeliums der Ebioniten steht, ist jedoch vorzuziehen, da sie älter ist und Epiphanios‘ Bericht auf dem des [[Eusebius von Caesarea|Eusebius]] beruht, der wahrscheinlich keinen direkten Kontakt zu den Ebionitern hatte.
 
Der populäre jüdische Schriftsteller [[Hyam Maccoby]] behauptet darüber hinaus, dass für die Ebioniten [[Jesus von Nazareth]] bloß ein Mensch, geboren durch seine Eltern, war und folglich die [[Jungfrauengeburt]] von Ebionitern abgelehnt worden sei.<ref>{{Literatur |Autor=Hyam Maccoby |Titel=The Mythmaker: Paul and the Invention of Christianity |Verlag=Barnes & Noble Books |Ort=United States of America |Datum=1986 |ISBN=0-76070-787-1 |Seiten=176}}</ref> Gott ([[JHWH]]) verlieh ihm durch die ''[[Heiliger Geist#Judentum|Ruach HaQodesh]]'', ({{heS|רוח הקודש| ruach ha-kodesh}}, d.&nbsp;h. Heiliger Geist) prophetische Gaben. Er sei ein gesetzestreuer Jude gewesen, der gemäß der [[Halacha]], die 613 [[Mitzwa|Mizwot]] (Gebote) achtete.<ref>[[Hyam Maccoby]]: ''Der Mythenschmied. Paulus und die Erfindung des Christentums.'' Übers. und hrsg. von Fritz Erik Hoevels, Ahriman-Verlag, Freiburg 2007, ISBN 978-3-89484-605-3, S.&nbsp;194–195; 200</ref> Die Darstellung Maccobis ist aber erkennbar tendenziös und seine polemische Agenda offenbar.<ref>{{Literatur |Autor=Rebecca Moore |Titel=The Mythmaker: Hyam Maccoby and the Invention of Christianity* |Hrsg=University of Pennsylvania Press |Band=52 |Nummer=3 |Datum=2017 |DOI=10.1353/ecu.2017.0041 |Seiten=384 |Online=https://academia.edu/resource/work/50946307}}</ref>
 
== Literatur ==