„Treuners Altstadtmodell“ – Versionsunterschied

[[Datei:HMF Treuner gesamt Westen DSC 6272.jpg|miniatur|uprighthochkant=1.5|Treuners Altstadtmodell im Historischen Museum, Blick von Westen]]

Das '''Treunersche Altstadtmodell''' ist ein Modell der [[Frankfurt am Main|Frankfurter]] [[Frankfurt-Altstadt|Altstadt]], das die Brüder [[Hermann Treuner|Hermann]] (1876–1962) und [[Robert Treuner]] (1877–1948) in den Jahren von 1926 bis 19551961 erstellten.

Dem ModellStadtmodell lagen detaillierte [[Aufmaß]]e jedes einzelnen Hauses zugrunde. Dadurch ist Treuners Altstadtmodell eine einzigartige Dokumentation des im März 1944 bei den [[Luftangriffe auf Frankfurt am Main|Luftangriffen auf Frankfurt am Main]] im [[Feuersturm]] untergegangenen größten mittelalterlichen[[mittelalter]]lichen Stadtkerns in Deutschland. Das Modell gehört deshalb zu den bekanntesten Ausstellungsstücken des [[Historisches Museum Frankfurt|Historischen Museums Frankfurt]]. Es bildet zudem die wichtigste Grundlage für das seit 2003 entwickelte [[Virtuelles Altstadtmodell Frankfurt am Main|Virtuelle Altstadtmodell]] des Geographen ''Jörg Ott''.

Das Modell wurde im [[Maßstab (Verhältnis)|Maßstab]] 1:200 errichtet und misst 4,50 mal 1,70 Meter. Es blieb unvollendet, da die Aufmaßarbeiten 1944 noch nicht abgeschlossen waren und nach der VernichtungKriegszerstörung der Altstadt an eine weitere Bestandsaufnahme nicht zu denken war, da keine ausreichende Dokumentation der zerstörten Gebäude, etwa in Form von Plänen oder Fotografien, vorlag.

[[Datei:HMF Treuner Roemerberg Paulskirche DSC 6281.jpg|miniatur|uprighthochkant=1.5|Treuners Altstadtmodell: Blick von Südosten auf den Römerberg und die Paulskirche]]

[[Datei:HMF Treuner Mainufer Dom DSC 6276.jpg|miniatur|uprighthochkant=1.5|Treuners Altstadtmodell: Blick auf die Bebauung am Mainufer und den Dom]]

Die Brüder Treuner waren Söhne eines aus [[Wallendorf (Luppe)|Wallendorf]] in Thüringen stammenden Porzellanmalers. 1879 zog die Familie nach Frankfurt und lebte in der Folge in verschiedenen Teilen der kleinbürgerlich geprägten und im Rest der Stadt ein recht geringes Ansehen genießenden Frankfurter Altstadt. Robert erlernte das Handwerk seines Vaters, Hermann besuchte die [[Staatliche Hochschule für Bildende Künste – Städelschule|Städelschule]] am Frankfurter Kunstmuseum [[Städelsches Kunstinstitut|Städel]] und studierte 1893 bis 1900 bei den Professoren [[Heinrich Hasselhorst]], [[Eugen Klimsch]] und [[Wilhelm Trübner]] [[Malerei]].

1923 sollte die ''Löhergasse'', das am ''Müllermain'' (einem Mainarm) am [[Frankfurt-Sachsenhausen|Sachsenhäuser]] [[Main]]ufer gelegene ehemalige [[Gerberviertel (Frankfurt am Main)|Gerberviertel]], zugunsten eines neuzeitlichen Hochkais abgerissen werden. Das Historische Museum beauftragte die Brüder Treuner mit dem Bau eines Modells der traditionsreichen und für die Wirtschaftsgeschichte der Stadt bedeutenden Straße.

Während der Arbeiten am Löhergassenmodell, das 1926 fertiggestelltfertiggestellten wurde,Löhergassen-Modell schlugen der Direktor des Historischen Museums, Bernhard Müller, und der Kustos [[Rudolph Welcker]] den Brüdern vor, ein Modell der ganzen Altstadt anzufertigen. Welcker verwies dabei auf die um 1570 vom Straubinger Drechsler [[JohannJakob Sandtner]] für Herzog [[Albrecht V. (Bayern)|Albrecht V. von Bayern]] geschaffenen Modelle von [[München]], [[Landshut]], [[Straubing]], [[Ingolstadt]] und [[Burghausen]].

Obwohl es zu keiner ausdrücklichen Vereinbarung zwischen dem Museum und den Brüdern gekommen war, bauten die Treuners das Modell nach Fertigstellung der Fahrgasse weiter und begannen mit dem westlich der Straße liegenden [[Kaiserdom St. Bartholomäus|Kaiserdom]] und seiner Umgebung, dem ältesten Teil der Stadt. Sie planten, das gesamte Gebiet der Altstadt innerhalb der im 12. Jahrhundert errichteten [[Staufenmauer]] sowie den alten Kern des Stadtteils Sachsenhausen im Modell festzuhaltenabzubilden.

Bei Kriegsbeginn 1939 wurden die Frankfurter Museen geschlossen und ihre Bestände an sicheren Orten eingelagert. Das Altstadtmodell überlebte auf diese Weise in einem Bunker im Stadtteil [[Frankfurt-Griesheim|Griesheim]] den [[Luftkrieg|Bombenkrieg]]. Die Treuners setzten ihre Aufmaßarbeiten noch bis 1943 fort, auch ihre Skizzenbücher überstanden den Krieg.

Nach dem Krieg[[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] und der Zerstörung der Altstadt wurde der unermessliche dokumentarische Wert des ModellsStadtmodells offensichtlich. Das Kulturamt der Stadt unterstützte den Weiterbau. Nach dem Tod Robert Treuners 1948 führte Hermann Treuner die Arbeiten alleine weiter und schloss sie Ende 19551961 ab.

Da das Modell von innen nach außen entstand, also mit dem ältesten Stadtkern begonnen wurde, sind trotz des unvollendeten Aufmaßes die wichtigsten Teile der Altstadt wiedergegeben. Es fehlen vor allem die Viertel nördlich der Schnurgasse mit der [[Liebfrauenkirche (Frankfurt am Main)|Liebfrauenkirche]] und der [[Katharinenkirche (Frankfurt am Main)|Katharinenkirche]]. Die das Modell begrenzenden Straßen sind:

* Im Süden das Mainufer: [[Schöne Aussicht (Frankfurt)|Schöne Aussicht]], [[Mainkai]], [[Untermainkai]].

* Im Norden: der Straßenzug Weißadlergasse -– Große Sandgasse -– Schnurgasse -– BattonstraßeBattonnstraße, also in etwa der Verlauf der heutigen [[Berliner Straße (Frankfurt am Main)|Berliner Straße]].

* Im Osten: Das [[Dominikanerkloster (Frankfurt) am Main|Dominikanerkloster]], Börneplatz, Wollgraben, Mainstraße.

Im Historischen Museum ist Treuners Altstadtmodell heute gemeinsam mit dem unmittelbar nach Kriegsende geschaffenen ''Trümmermodell'' zu sehen, das die zerstörte Altstadt im Zustand von 1944 zeigt und gemeinsam mit dem Treuner-Modell einen beklemmendeneindrucksvollen Vorher-Nachher-Kontrast bildet. Das Trümmermodell ist allerdings historisch ungenau. Zeitgenössische Fotografien zeigen wesentlich mehr erhaltene Gebäudereste, als im Modell dargestellt sind. Die Zerstörung der Altstadt ist an dem Modell also übertrieben dargestellt.

Das Trümmermodell sollte im städtebaulichen Wettbewerb zur Wiederbebauung der Altstadt 1946 als Argumentationshilfe der Anhänger eines radikal-modernen Neuaufbaus dienen. Die polemisierende Darstellung einer nahezu vollständig vernichteten Altstadt sollte den Befürwortern einer behutsamen Rekonstruktion aufzeigen, dass praktisch keinerlei Reste der Altstadt mehr vorhanden seien.<ref name=":1">Claus-Jürgen Göpfert: [https://www.fr.de/rhein-main/modelle-erzaehlen-11591800.html „Bilder der Altstadt“. Was Modelle erzählen], in: Frankfurter Rundschau (Online-Ausgabe), 5. November 2008, abgerufen am 14. September 2021.</ref> Obwohl dies nicht zutraf, setzten sich die Modernisten in ganzer Linie durch und die noch vorhandenen Ruinen[[Ruine]]n wurden abgerissen. Das Trümmermodell geriet nach dem Wettbewerb in Vergessenheit und wurde erst Anfang der 80er1980er-Jahre auf dem Dachboden der [[Hessische Staatskanzlei|Hessischen Staatskanzlei]] in Wiesbaden wiederentdeckt. Seitdem wird es neben dem Treuner-Modell im Historischen Museum ausgestellt.<ref>Claus-Jürgen Göpfertname=":1" [http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/frankfurt/1624522_Was-Modelle-erzaehlen.html „Bilder der Altstadt“. Was Modelle erzählen] In: Frankfurter Rundschau, 5. November 2008</ref>

* [[Fried Lübbecke]]: ''Treuner'sTreuner’s <!-- sic! -->Alt-Frankfurt''. ''Das Altstadtmodell im Historischen Museum.'' Waldemar Kramer, Frankfurt 1955.

* [[Jan Gerchow]], Petra Spona (Hrsg.): ''Das Frankfurter Altstadtmodell der Brüder Treuner. Kunststücke des Historischen Museums Frankfurt, Band 1''. Henrich Editionen, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-921606773921606-77-3.

{{Coordinate |NS=50/6/35/N |EW=8/40/56.5/E |type=landmark |region=DE-HE |dim=200 }}[https://historisches-museum-frankfurt.de/de/node/33878 Modell der Frankfurter Altstadt] auf historisches-museum-frankfurt.de

[[Kategorie:GeschichteArchitekturgeschichte von Frankfurt am Main]]

[[Kategorie:KulturHistorisches Museum (Frankfurt am Main)]]

[[Kategorie:Frankfurt-AltstadtPlastisches Stadtmodell]]