Erinnerungen an die Nohab-Einsätze im Kosovo – Teil 1: Im Norden von Fushë Kosovë

Von Pascal Zingg

Im Februar dieses Jahres begann man mit der Verschrottung der Nohabs im Kosovo. Dieses wenig erfreuliche Ereignis, will ich zum Anlass nehmen um noch einmal auf die Einsätze der Kultloks zurück zu blicken. Persönlich war ich den Jahren 2009 und 2010 im Herzen des Balkans. Damals wurde ein Grossteil der Züge noch mit den ehemaligen NSB Loks bespannt.

Konkret waren es vier Lokomotiven des Typs Di 3, die die norwegische Staatsbahn im Jahre 2001 als Aufbauhilfe in den Kosovo schickte. Obwohl die Loks im täglichen Einsatz gebraucht wurden, gelang es während einer Fotoveranstaltung im Jahre 2010 alle vier Maschinen im Depot von Fushë Kosovë aufzustellen.





Der Anlass für die Fotoveranstaltung war die Neulackierung der Lok 005. Die ehemalige Di 3.619 war die letzte, die ihren UNMIK-Anstrich verlor. Die United Nations Interim Administration Mission in Kosovo (UNMIK) betrieb die Eisenbahn zu Beginn der 2000er Jahre. In dieser Zeit erhielten die Loks einen neuen Anstrich. Der dänische Direktor der UNMIK Railways Poul Rich liess sich dabei vom Design der heimischen DSB inspirieren, dass ihm ein Eisenbahnfan bei einem Kosovobesuch gezeigt hatte.





Erinnerte die 005 beim ersten Besuch im Jahre 2009 noch an die Zeit der UNMIK, waren ihre drei Schwestern bereits neu lackiert. Vorgenommen wurde die Lackierung vom Eisenbahnenthusiasten Michael Frick, der gute Beziehungen zur Bahn unterhielt und die Umlackierung jeweils im Ehrenamt übernahm.

Trotz des neuen Lacks strahlt Di 3.633 aka Nohab 006 nur im Depot von Fushë Kosovë. Sie hatte vor meinem Besuch einen Generatorschaden erlitten und sollte in der Folge nie mehr in Betrieb gehen.




Lok 007 aka Di 3.641 wurde im Jahre 2007 von Michael Frick umlackiert.


Als vierte Rundnase versah auch Di 3.643 aka 008 ihren Dienst im Kosovo. Diese Lok wurde im Jahren 2009 umlackiert.


Wagen wir uns nun aber aus dem Depot von Fushë Kosovë hinaus auf die Strecken des Kosovos. Hierzu ist zu sagen, dass Fushë Kosovë oder Kosovo Polje, wie es auf serbisch heisst, der Mittelpunkt der Eisenbahn ist. Von hier verlaufen die Strecken in den Norden nach Mitrovica und weiter zur serbischen Grenze, nach Osten ins serbische Nis, ins westliche Pejë und in den Süden zur normazedonischen Grenze bei Hani i Elezit. Auf Grund des Konfliktes mit Serbien findet auf der Nordstrecke nach Mitrovica und der serbischen Grenze seit 2008 kein Zugverkehr mehr statt. Einzig nach Obiliq verirrte sich ab und an ein Güterzug. Dies auf Grund der Kohlevorkommen, die es im Norden von Fushë Kosovo gibt. Neben den beiden Kraftwerken von Obiliq war auch die Firma Ferronikli in Drenas ein Abnehmer dieser Kohle. Jeden zweiten Tag schleppte die werkseigene Dampflok des Typs 62 ein paar Kohlewagen in den Bahnhof von Obiliq, wo sie meist von der G 1700 oder einem Kennedy abgeholt wurden.




Konnte man Kohlezüge nur jeden zweiten Tag sehen, waren Personenzüge in Obiliq noch seltener. Es bedurfte schon einer Fotoveranstaltung im Jahre 2010, dass sich an diesen Ort wieder einmal ein GmP verirrte.







Bei unserer Fotofahrt im Jahr 2010 entstanden mehrere Bilder auf dem Weg zurück nach Fushë Kosovë. Das Landschaftsbild wird dabei vom zweiten (dem alten) Kohlekraftwerk von Obiliq geprägt.











Keine zehn Kilometer südlich von Obiliq befindet man sich an der Einfahrt von Fushë Kosovë.



Stellt man sich an der Ortseinfahrt auf einen erhöhten Standpunkt, erkennt man Wunderbar das neue Kraftwerk von Obiliq. Ebenfalls zu erkennen ist, dass hier die Strecke aus Merdare und Nis einmündet. Waren die Gleise nach Norden in den Jahren 2009 und 2010 noch durchgängig, war die Strecke nach Osten bereits damals ab Pristina eingestellt.




Während der Bahnhof Fushë Kosovë vor den Toren Pristinas in jeglicher Hinsicht ein grosser Bahnhof war, erinnerte jener in der Hauptstadt eher an ein Kaff, denn an eine Grossstadt.