Ab in die Wüste mit airberlin! (5)
Von Peter Hürzeler
Donnerstag 21.9.17Erneut ging um 6 der Wecker, Irgendwie war es aber nicht ganz so gut mit der Motivation heute. Mir fehlten ein bisschen die Morgenstellen bis nach Needles. Ok, es gab Ludlow, doch da war ich schon vor zwei Tagen. Sonst, mal sehen. Zuerst gab es erneut eine Schüssel Frosties, danach checkte ich gegen sieben aus und machte mich auf den Weg. Schlussendlich fand ich nichts schlaueres und landete wieder in Ludlow. Der Tag versprach wieder schön und warm zu werden, das war von Anfang an klar. Ich röstete in der Morgensonne schon mal vor mich hin bis etwas kam. Das erste Wummern war von hinter dem Hügel auszumachen, daher ein Westbound. Nicht nur die Bespannung war ungewöhnlich - folgte doch den beiden ES44C4 #8270 und #7065 eine GP38 #2173 - sondern auch die Ladung. Die ersten Wagen des Mixed waren mit Militärmaterial beladen. Am Schluss half übrigens noch die C44-9W #4959 mit:
Dann begann die Warterei. Von hinten nichts, von vorne nichts, Zeit sich dem Reisebericht zu widmen. Erst eine halbe Stunde später ploppte am Horizont ein Spitzenlicht auf, was sich dann als Stacktrain entpuppte, gezogen von ES44C4 #8163, C44-9W #4514 und #5319, ES44C4 #6615, sowie ET44C4 #3936
Die nächste Pause dauerte nur noch 15min bis ein Autozug gezogen vom Trio C44-9W #5338, ES44DC #7589, sowie C44-9W #708 noch im ATSF Warbonnet Anstrich.
Ich suchte mir nun einen etwas veränderten Standort. Die erste Hoffnung auf einen Eastbound zerschlugen sich mit einem Wummern von hinten, was sich dann als Stacktrain herausstellte: ES44AC #6091, C44-9W #5245, ES44C4 #6789, C44-9W #5043, ES44C4 #6627 ziehen den Westbound.
Erneut begann nun die Warterei, es kam mal wieder nichts mehr. Ich vertilgte eine Handvoll Mandarinen und röstete mich noch etwas mehr in der Sonne. Ich setzte mir die Deadline 10 Uhr. Sollte bis dahin nichts da sein, ziehe ich weiter, da ich Mittagsstellen bei Needles nicht versauen wollte. Viertel vor Zehn wurde ich dann erlöst und ein benötigter Eastbound zog durch. Der Mixed war bespannt vom Quartett ES44C4 #6518, ES44DC #7277, C44-9W #1097 und ES44DC #7444
Das war meine Gelegenheit mit dem nach Needles mitzureiten. Beim Abstieg zum Auto poppte am Horizont ein weiteres Spitzenlicht auf. Sehr gut! Sogar zwei Züge mit denen man mitfahren kann, und die dann bei Needles optimal daherkommen.
Ich fuhr auf der Route 66 in Richtung Amboy, immer der Strecke folgend. Am Ash Hill erlegte ich den ersten Zug nochmals:
Mein eigentliches Ziel lag aber bei Amboy. Kurz vor Amboy gibt es mit dem Amboy Crater einen erloschenen Vulkan, drum herum ein Lavafeld, welches auch von der Bahn am Rand durchfahren wird. Wohltuende "farbliche" Abwechslung zum Wüsten-Einerlei. Ich hatte im Internet Bilder vom Kraterrand aus gesehen, doch war mir der zu weit weg und ich war der Meinung, dass das auch von näher geht.
Für den Mixed reichte es nur noch für ein Bild vom Strassenrand aus:
Aber hinten nach kam ja noch was. So positionierte ich mich mal in den Ausläufern des Lavafeldes. Der zweite Zug war ein Stacktrain gezogen von ES44C4 #6786, ET44C4 #3739, C44-9W #4015, sowie ES44C4 #7989
Danach ging es weiter in Richtung Needles. Kurz hinter Amboy musste die Route 66 leider verlassen werden, da die Strasse wegen einer Brückenerneuerung gesperrt ist. Ich wusste dies ja bereits vom Dienstag her. So ging es quer zum I-40, dann über den I-40 nach Fenner. Hier musste ich dringend mal tanken, da die Nadel inzwischen bedrohlich gegen leer zustrebte. Beim Bezahlen fragte ich mich, ob der Sprit etwa mit Gold versetzt sei. Tipp: wenn ihr nicht in Fenner tanken müsst, dann lasst es bleiben....
Währenddessen fuhren beide Züge gerade hier durch. Ich kürzte auf dem I-40 weiter ab und fuhr direkt nach Needles. Von Jan seiner Frühlingstour hätte ich zwar einige Punkte zwischen Fenner und Needles notiert, aber darunter befand sich nichts was ich jetzt unbedingt hätte machen müssen. Dazu war die "Mondlandschaft" kurz vor der Topock-Bridge über den Colorado zu verlockend. In Needles fuhr ich kurz beim Depot vorbei. Nebst zwei Westbounds stand eine einzelne ES44C4 ganz hübsch in der Sonne:
Ich fuhr dann weiter direkt in den Park Moabi in die bekannten Geröllhalden und platzierte mich mal passend hin. Die Sonne knallte inzwischen erbarmungslos auf die Geröllhalden. Das Thermometer zeigte mal wieder um die 100° Fahrenheit. Hier in Needles keine Seltenheit und noch lange nicht das Maximum. Schattenspendende Bäume waren Fehlanzeige. Eisenbahnfotografen müssen manchmal leiden ;)
Was nun folgte war ein Nachmittag in den Dünen - immer mal wieder wechselte ich den Standort um einerseits dem Sonnenstand Rechnung zu tragen, andererseits auch mal was neues auszuprobieren. Die Fotostandorte sind mannigfaltig. Züge gab es en Masse, besonders Westbounds, was für den Nachmittag nicht unpassend ist. Eastbounds waren dagegen klar weniger auszumachen, etwas was mir die letzten Tage auch schon aufgefallen ist. Entweder ist der Verkehr hier stark in eine Richtung, oder aber eher die Eastbounds fahren zeitlich eher in der Nacht/an bisher nicht gesehenen Tagen.
Zuerst tauchte ein schon fast alter Bekannter auf, der Mixed:
Welcher hier gerade eine Begegnung mit einem Westbound hatte, geführt von ES44C4 #6516, ES44C4 #7849, C44-9W #5108, ES44AC #6200 und C44-9W #5108
In der Umsetzung nicht ganz so geplant. Die ursprüngliche Idee den nachfolgenden Stacktrain ab einem Stellplatz auf der I-40 zu fotografieren war so nicht umsetzbar. Daraufhin ging mir beim suchen nach einem Ersatzstandpunkt die Zeit aus:
Darauf folgte wieder ein Westbound Stacktrain gezogen von ES44C4 #8106, C44-9W #4953, ES44C4 #4255 und ES44DC #7581
Kaum war der durch folgte erneut ein Eastbound Stacktrain, gezogen von C44-9W #5331, ES44C4 #6728, C44-9W #4637 und C44-9W #4506
Die nachfolgende Pause von knapp 30min reichte um auf die gegenüberliegende Seite des Einschnitts zu gelangen und den Geröllhügel zu erklettern. Durch den teilweise losen Geröll/Sand-Untergrund ist dies nicht immer ganz einfach - ich war jedenfalls froh um die hohen Wanderschuhe. Zur Abwechslung kam mal ein Kesselwagenzug vorbei: C44-9W #5229, ES44C4 #6736, ET44C4 #3770, sowie Rear End Helper ET44C4 #3736 und ES44C4 #6597
Noch während der Kesselwagenzug unter mir durchrumpelte, war am anderen Ufer des Colorado schon ein Stacktrain sichtbar: ES44DC #7404, C44-9W #5315 und ET44C4 #3828 ziehen einen J.B.Hunt Intermodal an die Pazifikküste
Passend für die Stelle gab es dann noch einen entsprechenden Gegenzug, bespannt mit ES44C4 #8115, ES44C4 #8324, C44-9W #4726 und ES44C4 #6838
Und bereits war am Ostufer des Colorado schon wieder ein Westbound sichtbar, der dann einige Minuten später sich die Steigung nach Needles hoch kämpfte. Dies besonders infolge der Bespannung mit nur zwei Maschinen: ES44C4 #8238 und C44-9W #4982
Ich machte dann mal einen kurzen Abstecher zur Topock Bridge. Die Brücke überspannt den Colorado River, welcher hier auch gleich die Staatsgrenze zwischen Arizona und California bildet, Gleichzeitig ist dies die Grenze zwischen der Needles Sub und der Seligman Sub der BNSF. Kaum hatte ich den gewünschten Platz eingenommen, tauchte am anderen Ufer des Colorado auch schon ein benötigter Westbound auf.
Speziell war die Bespannung. Die führende SD70ACe #9167 war so etwas wie ein einsamer Ritter in der Phalanx der GEVO's. Ein Grossteil des Parks der BNSF sind GEVO's und bis jetzt hatte ich hier auf der Southern Transcon auch nur solche gesichtet. Gemeinsam mit der ES44C4 #8031, der geleasten Norfolk Southern C44-9W #9853 und der ES44C4 #7002 zog sie einen Stacktrain über die Brücke.
Für einen zweiten kurz danach am Horizont aufploppenden Zug stellte ich mich etwas anders hin. Zu meinem Erstaunen hielt der beim östlichen Brückenkopf an. Es gab einen Crew Change. Mir ist klar, dass hier Needles-Sub und Seligman-Sub wechseln, aber dass da teilweise auf der Strecke die Crew wechselt und man nicht bis in den Bahnhof Needles rein fährt erstaunt mich doch etwas. Zumal dann der Zug gleich in die Steigung nach Needles rauf anfahren muss. Egal, die paar Minuten waren verschmerzbar und gleich darauf fuhr der Zug durch, bespannt mit ET44C4 #3740, C44-9W #4922, ES44C4 #8204 und ES44C4 #6935
Da das Licht hier schon merklich zu weit gedreht hatte und ich eigentlich die gewünschten Fotos auch schon im Kasten hatte, verschob ich mich wieder in die Geröllhalden. Kurz bevor ich beim Auto war, wummerte noch ein Eastbound über die markante Brücke, bespannt mit ES44DC #7410, der geleasten Citirail ES44AC #1424, ES44DC #7237 und C44-9W #5215
Ich verschob mich dann definitiv in die Geröllhalden und machte es mir für die letzten zwei Stunden mit Licht gemütlich so gut es ging. Die Sonne knallte immer noch erbarmungslos runter, 1.5lt Wasser-Flaschen verdunsteten fast beim zusehen...
Nichtsdestotrotz lohnte es sich so richtig.
Erster Zug war ein Eastbound Autorack, gezogen von ES44C4 #6561, ES44C4 #6706 und der geleasten Citirail ES44AC #1405
Wie erhofft folgte ein Westbound, gezogen von den ET44C4 #3897 und C44-9W #4998, sowie den Rear End Units C44-9W #5093 und C44-9W #5157
Erneut folgte dann ein Eastbound, für den ich mich auf dem aktuellen Hügel einfach mal auf die andere Flanke setzte. ES44C4 #7932, ES44C4 #6587, ES44C4 #7023, sowie C44-9W #5046 ziehen einige Container durch die Gegend.
Ich erklimmte dann den nächsten Hügel um nicht immer die gleiche Aussicht zu haben, zumal dort die Schattensituation angesichts der immer tiefer stehenden Sonne deutlich besser war. Lang warten musste ich nicht, bis ein Mixed auftauchte, gezogen von C44-9W #5199, C44-9W #1010, sowie Rear End Helper ES44C4 #6913
Da für Eastbounds nicht geeignet, musste ich hier nicht länger warten. Einen Einschnitt witer auf dem nächsten Hügel gab es dann erneut einen Westbound. Ein langer und wohl auch sehr schwerer Zementzug kämpfte sich nach Needles hoch. Als Zuglok fungieren ES44C4 #7081, ES44C4 #6939, ES44DC #7387 und C44-9W #5408, dazu kommen die Mid Train Helper #ES44DC #7794 und C44-9W #5460, sowie die Rear End Helper ET44C4 #3737 und ET44C4 #3772
Eher etwas Sorgen bereitete plötzlich die Wolkensituation. Einige kleine Wolkenfelder hatten es von der Küste (wo aktuell nicht so prickelndes Wetter herschte) her bis hierhin geschafft. Gegen sechs war kurzzeitig Licht aus, wobei die Schattensituation eh schon langsam grenzwertig wurde. So begann ich den Rückweg zum Auto und machte mich auf eine Sauna gefasst. Ein Westbound unterbrach meinen Weg, ein Notschuss resultierte. C44-9W #4068, ES44C4 #8070 und ES44C4 #8028 zogen einen Autorack in Richtung Needles
Dann packte ich endgültig zusammen. Die Temperaturen im Auto waren schweisstreibend, die Klimaanlage kurzzeitig am Anschlag bevor es dann doch langsam kühler wurde. Ein letzter Blick auf die Colorado Brücke offenbarte, dass die Sonne dort noch nicht rum war, dass man von der "Bergseite" des Flusses aus hätte fotografieren können. Warten bis es soweit war war aussichtslos. Lange hätte die nun schnell sinkende Sonne eh nicht mehr durchgehalten, so ging es dann schnurstracks und auf schnellstem Wege nach Kingman. Unterwegs sah ich mindestens drei weitere Westbounds. Der Verkehr rollte heute ganz ordentlich. Und zumindest der Nachmittag war wirklich fast perfekt verlaufen. Immer wenn ich einen Zug aus der einen oder anderen Richtung benötigte, kam ein solcher vorbei.
Nachdem ich mein Motel gefunden hatte, ging es nach einer Dusche gleich zu Fuss zum nebenan liegenden Pizza-Hut. Ich hatte den ganzen Tag über nichts schlaues gegessen und so war die Medium Pizza genau das richtige für jetzt. Zurück im Hotel gab es noch etwas Stellenplanung für den morgigen Tag, welcher mehrheitlich in und um den Kingman Canyon stattfinden sollte. Wie es mir dabei erging gibt es ein anderes Mal auf diesem Kanal wenn es wieder heisst "Ab in die Wüste mit airberlin!"